zum Newsletter anmelden
 

Befreiungsschlag?

Da ist sie wieder – die Messe, die alle drei Jahre die Branche aufmischt und bei vielen Entscheidern sowie „Technikfreaks“ im Bauwesen fest im Kalender steht. Die bauma ist für Hersteller von Baugeräten, Baumaschinen und Nutzfahrzeugen DIE Bühne, um ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen und Bauunternehmen Wege in eine erfolgreiche Zukunft aufzuzeigen. Doch wie schon 2022 findet die weltweit größte Leistungsschau erneut in herausfordernden Zeiten statt.

Vor zweieinhalb Jahren trafen die postpandemischen Nachwirkungen auf die massiven Folgen des Ukraine-Krieges: steigende Bauzinsen, gravierende Materialengpässe, explodierende Energie- und Baustoffpreise sowie spürbare Einbrüche im Hochbau. Inzwischen haben sich einige dieser Belastungsfaktoren entschärft, doch die Branche – insbesondere der Wohnungsbau – steckt weiterhin in der Krise. Die Auftragspolster sind weitgehend aufgebraucht, und viele Bauunternehmen suchen verzweifelt nach einem Silberstreif am Horizont. Schon oft hat die bauma als Impulsgeber und größte Kommunikationsplattform der Branche für Aufbruchstimmung gesorgt. Wird sie auch diesmal den entscheidenden Schub bringen?

Wir leben in Zeiten, in denen gefühlt an einem einzigen Tag so viel passiert wie früher in Monaten. Neue Realitäten und Paradigmenwechsel erfordern entschlossenes Handeln und formen Zukunftsszenarien: von der EU-weiten Aufrüstung und der Stärkung des innereuropäischen Handels über die zunehmende Fokussierung auf nationale Interessen bis hin zu zaghaften Versuchen, nach Jahrzehnten beinahe schon reflexhafter Zurückhaltung ein neues Selbstbewusstsein und einen gesunden Nationalstolz zu entwickeln. Die Welt ist heute eine andere als noch vor wenigen Jahren. Die Industrie – allen voran der Automobilsektor – steckt in einem tiefgreifenden Strukturwandel und leidet unter der Politik ihres wichtigsten deutschen Export-Abnehmers. Auch die Baubranche steht unbestritten vor großen Herausforderungen: Wir müssen produktiver werden, mehr für den Nachwuchs tun, ökologische Aspekte stärker berücksichtigen und die Digitalisierung konsequent vorantreiben. Dennoch bietet sich der Bauindustrie gerade jetzt die Chance, ein Achtungszeichen zu setzen. Schon während der Corona-Pandemie haben wir bewiesen, dass auf uns Verlass ist. Auch heute können wir von der regionalen Verankerung des Baugewerbes profitieren und – weitgehend unabhängig von globalen Machtkämpfen – die nationale Wirtschaft entscheidend stärken. Die nötige Schlagkraft haben wir: Rechnet man die Vorleistungen ein, trägt die Branche rund 7,5 % zur gesamten Bruttowertschöpfung Deutschlands bei.

Nach zwei Jahrzehnten stagnierender Investitionen des Staates in das Baugewerbe besteht dringender Handlungsbedarf, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Rückenwind für den Weg aus der Krise bringt die kürzliche Einigung von Union, SPD und Grünen auf ein milliardenschweres Finanzpaket – ein über zwölf Jahre geplantes Sondervermögen, das den enormen Investitionsstau in die moderne Infrastruktur auflösen soll. Viel Geld also für marode Straßen, einsturzgefährdete Brücken, veraltete Schulgebäude sowie dringend benötigte Infrastruktur für Wärme und Strom. „Da oben“ scheint man erkannt zu haben, dass die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands maßgeblich von einer leistungsfähigen Infrastruktur abhängt.

Ich sage: Wir sind startklar und bereit, unseren Beitrag zu leisten! Über das Wie und Womit kann man sich in München auf den neuesten Stand bringen.

(Autor: Paul Deder)

Weitere Artikel:

Kommentar
Die Qual der Wahl
Die Qual der Wahl
Die Qual der Wahl

Selten steht eine Bundestagswahl so emotional aufgeladen bevor wie diese. Selten hat ein einziges Kreuz auf dem Wahlzettel ein so großes Potenzial, die Zukunft Deutschlands nachhaltig zu prägen. Und selten wird eine neue Regierung vor größeren Herausforderungen und einer schwereren Bürde an Aufgaben stehen als im Wahljahr 2025.

Kommentar
Verlorenes Potenzial
Verlorenes Potenzial
Verlorenes Potenzial

Die Produktivität – also die Wertschöpfung pro Arbeitnehmer oder Arbeitsstunde – zählt zu den zentralen Kennzahlen jedes erfolgreichen Unternehmens und jeder Branche. Ein Bereich, der in Deutschland jedoch seit Jahrzehnten als Sorgenkind gilt, ist das Bauhauptgewerbe. Statt kontinuierlich zu wachsen, hat sich hier das Verhältnis von Output zu Input erheblich verschlechtert: Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank die Arbeitsproduktivität im Baugewerbe zwischen 1991 und 2023 um alarmierende 23 %. Im gleichen Zeitraum stieg die Arbeitsproduktivität in der Gesamtwirtschaft um 46 % und im verarbeitenden Gewerbe sogar um 103 %. 

Kommentar
Teure Fehler
Teure Fehler
Teure Fehler

Menschen machen Fehler, und das ist gut so. Denn nur mit Mut können wir uns auch gegen den Strom bewegen und vermeintlich falsche Wege einschlagen. Trial and Error ist als Alternative zum Stillstand zwar nicht risikolos, doch eröffnet es Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und bietet die Chance, künftig Dinge besser zu machen. Schon in der Antike erkannte der Philosoph Seneca den Wert eines reflektierten Umgangs mit Fehlern und formulierte mit seinem Zitat „Irren ist menschlich, aber auf Irrtümern zu beharren ist teuflisch“ einen wichtigen Ansatz für das Fehlermanagement. In modernen, progressiven Unternehmen gehört es heute zum guten Ton, Misserfolge nicht unter den Teppich zu kehren, sondern sie gezielt zu analysieren, um Produkte und Prozesse nachhaltig zu verbessern.

Kommentar
Mehr Life als Work?
Mehr Life als Work?
Mehr Life als Work?

Immer wieder fordern Gewerkschaften im Rahmen von Tarifverhandlungen eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für ihre Mitglieder. Die allmächtige IG Metall drängt auf eine 32-Stunden-Woche, während die dauernervende GDL kürzlich ihre Forderung nach 35 Wochenstunden durchgesetzt hat. Doch schnell stellt sich die Frage: Wie wenig Arbeit kann sich eine schrumpfende Wirtschaftsmacht wie Deutschland leisten?

Kommentar
Politische Kuchenverteilung
Politische Kuchenverteilung
Politische Kuchenverteilung

Ist einmal die wilde Zeit des Single-Daseins vorbei und die Gründung einer Familie vollzogen, dann nimmt zumindest beim „Otto-Normalverdiener“ die allmonatliche Rechnerei des Haushaltsplans ihren Lauf. Dabei gestaltet sich die sorgfältige Verteilung des Familienbudgets heutzutage vermutlich etwas schwieriger als noch vor einigen Jahren. Hohe Energiekosten, schwindelerregende Mietanstiege und Lebensmittelpreise, die mehr zum Fasten als zum Schlemmern einladen, reißen enorme Löcher ins Haushaltsbudget. Ob nach Abzug aller verpflichtenden und notwendigen Ausgaben noch Geld für Kleidung, Hobbies, Urlaub, Mamas Beauty- und Papas Kumpeltour übrig bleiben – fraglich.

Kommentar
Risiko Baustelle
Risiko Baustelle
Risiko Baustelle

Die Bauarbeiter leben gefährlich. Ihre Arbeitsplätze befinden sich nicht selten weit oben, auf steilen Dächern und nah an Gebäudekanten, wo stets das Risiko eines Absturzes lauert. Doch auch Beschäftigte, die abseits des Adrenalinkicks ihrer Arbeit nachgehen, sind nicht automatisch „aus dem Schneider“: Herabfallende Baumaterialien und Werkzeuge können ebenso zu einer Gefahr werden. Nicht tragfähige Bauteile, kaputte Leitern, unzureichende persönliche Schutzausrüstung, fehlende Geländer und falsche Gerüstmontage fordern immer wieder ihren Tribut.

Kommentar
Vertrauensverlust
Vertrauensverlust
Vertrauensverlust

„Wir verpflichten uns, dem Wohle aller Bürgerinnen und Bürger zu dienen“, stand in der Präambel des Koalitionsvertrags, den die frisch gewählte rot-gelb-grüne Bundesregierung 2021 als ihr Rezept für ein erfolgreiches und modernes Deutschland beschlossen hat. Die Grundlage für die deutsche Politik der kommenden vier Jahre trägt den markigen Titel „Mehr Fortschritt wagen“. Die Ambitionen scheinen daher klar umrissen und fanden zu Beginn der Legislaturperiode auch Zuspruch, denn Fortschritt steht für Verbesserung, Erleichterung und Wohlstand – Aspekte, die sich die pandemiemüde Bevölkerung sehnlichst gewünscht hat.

Kommentar
Ihrer Zeit voraus
Ihrer Zeit voraus
Ihrer Zeit voraus

Kürzlich erreichte mich die Meldung, dass ein mir bekanntes Unternehmen, das innovative Maschinen für die Baustelle entwickelt, beim zuständigen Amtsgericht Insolvenz anmelden musste. Acht Jahre nach der Gründung konnte der Technologieanbieter das prognostizierte Geschäftswachstum nicht erreichen. Auch wenn es durchaus Chancen gibt, dass im Rahmen des Konkursverfahrens Investoren für die Umsetzung eines Sanierungsplans gefunden werden können, zeigt dieser Fall das Manko vieler junger Unternehmen mit Visionen: Sie scheitern oft, weil sie ihrer Zeit voraus sind.