Monatelang kannten die Preise nur eine Richtung: nach oben. Im Berichtsmonat Juli konnte bei einigen Materialien eine leichte Preisberuhigung beobachtet werden. Dies konnte die Steigerung der Vormonate aber nicht ausgleichen. Das Preisniveau liegt noch deutlich über dem Vorjahresniveau.
So lag der Erzeugerpreis für Dieselkraftstoff, welcher für Straßen- und Schienenfahrzeuge benötigt wird, im Juli immer noch um 42,7 % über dem Vorjahresniveau. Dies ist für die Bauunternehmen besonders belastend, da die Hälfte des Energieverbrauchs im Baugewerbe auf Diesel entfällt. Eine leichte Beruhigung konnte aber am aktuellen Rand beobachtet werden: Binnen Monatsfrist sank der Preis um 4,5 %.
Der Preis für Bitumen aus Erdöl lag im Juli – trotz eines Rückgangs zum Vormonat von 7 % - immer noch um 49,3 % über dem Niveau von Juli 2021. Dies wirkt sich mittlerweile auch auf den Preis für Asphalt aus, der im Juli binnen Monatsfrist um weitere 1,5 % gestiegen ist und mittlerweile um 32,4 % über dem Vorjahr liegt. Die Materialengpässe haben sich auch auf die Stahlpreise ausgewirkt: Der Preis für Betonstahl in Stäben lag im Juli um 23,5 % über dem Vorjahreswert, die Preise für Betonstahlmatten und für offene Profile legten sogar um 45,5 % bzw. 50,2 % zu. Aber auch hier ist eine Beruhigung zu beobachten: Im Vormonatsvergleich gaben die Preise um 11,2 %, 4,5 % bzw. 10,1 % nach.
Ob es sich hierbei – auch hinsichtlich der starken Preisschwankungen der vergangenen Monate – aber um eine nachhaltige Preisberuhigung handelt, bleibt abzuwarten. Im Frühsommer 2022 wurden die steigenden Energie- und Rohstoffpreise noch als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens wahrgenommen: Im Rahmen der DIHK-Umfrage gaben dies immerhin 91 % der befragten Bauunternehmen an, zu Jahresbeginn 2021 waren es nur 35 %, im Herbst 2021 bereits 74 %.
Gründe für die zwischenzeitig deutlichen Preisanstiege sind – durch den Krieg in der Ukraine noch verstärkte - begrenzte Lieferkapazitäten der Hersteller aber auch fehlende Transportkapazitäten. Gleichzeitig wurden bei den Erzeugern - aufgrund der stark gestiegenen Energiekosten - Kapazitäten abgebaut oder Produktionen ganz eingestellt. Des Weiteren sind nach wie vor Lieferketten unterbrochen, zusätzlich herrschen Container- und Hafenpersonalmangel sowie ein Stau von Frachtschiffen und überfüllte Depots in einzelnen Häfen, zuletzt auch hervorgerufen durch vereinzelte Streiks des Hafenpersonals. Auch wird wieder vermehrt über „Hamsterkäufe“ zur Vorbeugung gegen weitere Preissteigerungen berichtet, welche die Nachfrage und somit die Preise erhöhen.
Von den Knappheiten ist eine noch nie dagewesene Anzahl an Unternehmen betroffen: Im Rahmen des ifo Konjunkturtests gaben im März 2021 nur 4 % der befragten Bauunternehmen an, in ihrer Bautätigkeit durch Materialknappheit betroffen zu sein, im Juni 2021 waren es schon 46 %. In den Folgemonaten kam es zur leichten Beruhigung, der Anteil ist bis Februar 2022 auf 21 % gesunken, um bis Mai - aufgrund der Verwerfungen durch den Krieg in der Ukraine - auf 52 % anzusteigen. Ab Juni konnte wieder eine leichte Beruhigung festgestellt werden, der Anteil lag im Juni mit 39 % aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.
Ein Ende der Engpässe und Preissteigerungen ist zurzeit auch noch nicht absehbar: Bauunternehmen berichten nach wie vor von Problemen durch den Krieg in der Ukraine. Dies sind insbesondere Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Baumaterial, teilweise geben Lieferanten nur noch tagesaktuelle Preise oder machen sogar überhaupt keine Preiszusagen mehr.