Baujobs verlieren mehr und mehr an Popularität. Bei Wind, Nieselregen oder Sommerhitze tagein tagaus Schwerstarbeit zu verrichten – bei einer wohlgemerkt eher durchschnittlichen Bezahlung – ist nicht jedermanns Sache. Zudem ist die gesellschaftliche Anerkennung der Berufe im Baugewerbe im Vergleich noch immer viel zu gering. Das Ergebnis: Die Lehre am Bau wird nicht als erstrebenswert erachtet, der Branche fehlt es an Nachwuchs. In Zeiten der Hochkonjunktur am Bau fehlen die „Macher“ auf der Baustelle.
Aus diesem Grund wird derzeit mit Hochdruck an Alternativen für den konventionellen Rohbau gearbeitet. Eine mögliche Lösung des Dilemmas sind Bauroboter. Sie sollen dafür sorgen, dass Wohnbauten mit deutlich geringerem Arbeitsaufwand erstellt werden können. Ganz nebenbei soll dadurch auch der Materialeinsatz optimiert und die Qualität der Ausführung standardisiert werden. Auch wenn die Technologie noch neu ist, lässt sich durch ihren Einsatz schon heute leistbarer Wohnraum realisieren: die Maschinen gehen deutlich schneller zu Werke, können rund um die Uhr arbeiten und den einen oder anderen fehlenden Arbeiter auf der Baustelle ersetzen.
So hat das russische Startup „Apis Cor“ einen mobilen 3D-Drucker für den Hausbau entwickelt, der in der Lage ist, ein kleines Haus an nur einem Tag zu erstellen. Die kranähnliche Maschine hat eine hohe Reichweite und kann eine Fläche von 132 m² abdecken. Durch die Automatisierung des Bauprozesses und eine kurze Installationszeit des Druckers, die heute bei etwa 30 Minuten liegt, sollen mit dieser Technologie laut Hersteller 25 bis 40 % der Baukosten eingespart werden können.
Eine weitere interessante Entwicklung ist der Bauroboter „Hadrian X“ von Fastbrick Robotics. Damit hat das australische Unternehmen eine Maschine entwickelt, die selbstständig mauern und so Häuser hochziehen kann. Bis zu 1.000 Steine soll der Roboter pro Stunde verarbeiten und dadurch jeden Maurer in den Schatten stellen können. Dabei greift er auf 3D-Pläne zu, lernt die Position jedes Ziegels kennen und kann diese bei Bedarf sogar kürzen. Durch die spezielle Stabilisierungstechnologie kann der Robo-Maurer zudem Bewegungen messen und ausgleichen, die durch Wind, Vibrationen oder Gegenbewegungen verursacht werden. Dadurch wird hohe Präzision bei der Arbeit gewährleistet.
Vor kurzem hat der australische Pionier mit der Wienerberger-Gruppe einen führenden europäischen Baustoffproduzenten als Kooperationspartner gewonnen. Nun geht es darum, Ziegeln zu entwickeln, die speziell für den Hadrian X optimiert sind. Diese sollen in Folge in einem Pilotprojekt in Europa getestet und bei einem erfolgreichen Abschluss gemeinsam mit dem Bauroboter hierzulande eingeführt werden. Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis diese zukunftsweisende Technologie auf den Baustellen Deutschlands Einzug erhält.
Autor: Paul Deder