Seitdem es Stationen für induktives Laden von mobilen Endgeräten gibt, gehört der Kabelsalat neben dem Nachttisch der Vergangenheit an. Smartphones, Wearables und Tablets können so seit Jahren anwenderfreundlich drahtlos mit Strom versorgt werden – sowohl zu Hause als auch im Auto. Das ist bequem, spart Zeit und erleichtert den Alltag. Vorteile, von denen auch die Besitzer von akkubetriebenen oder hybriden Fahrzeugen profitieren könnten? Ja – denn das induktive Laden steht auch in diesem Bereich kurz vor der Serienreife.
Ein wichtiges Puzzleteil für kabelloses Laden hat z. B. der Hersteller Mahle vor kurzem beigesteuert. Das Stuttgarter Unternehmenhat ein navigationsgestütztes Verfahren entwickelt, mit dem ein E-Auto exakt über einer Bodenplatte positioniert werden kann. Der Ladevorgang am parkenden Fahrzeug beginnt daraufhin automatisch.
Einen Schritt weiter geht die österreichische Strabag AG. Gemeinsam mit dem Unternehmen Electreon, das eine eigene kabellose Technologie entwickelt hat, erprobt das innovative Bauunternehmen induktive Ladelösungen für den möglichen Einsatz im Verkehrswegebau. So könnten Fahrzeuge in Zukunft während der Fahrt aufgeladen werden, was den Ausbau der E-Mobilität beschleunigen und unproduktive Standzeiten verringern könnte. Im Rahmen des vom Land Hessen mit fast einer halben Million Euro geförderten Forschungsprojekts „Erprobung des induktiven Ladens in Straßen für die Elektromobilität“ (EMili) haben die beiden Partner nun die erste Fahrbahn mit einer Technologie realisiert, die E-Fahrzeuge kontaktlos lädt.
Dafür wurde die Teststrecke auf dem Strabag-Betriebshof in Bad Hersfeld zunächst aufgefräst. Anschließend wurden insgesamt 23 mit elektrischen Sendern ausgestattete Kupferspulen platziert und einbetoniert. Danach wurde der Streckenabschnitt asphaltiert. Nach der Installation kann der aktuelle Ladestand der Batterien beim Überfahren der Spulen abgelesen und das Fahrzeug geladen werden.
Für das innovative Verfahren sind besonders abgeschlossene Kreisläufe, wie etwa Bus- oder Taxispuren im öffentlichen Nahverkehr, prädestiniert. Dabei können die Fahrzeuge sowohl im Stand als auch während der Fahrt aufgeladen werden. Auch auf Autobahnen könnten die Spulen zum Einsatz kommen und elektrisch angetriebene Lkw bspw. bei starken Steigungen unterstützen. Laut Hersteller soll die eingesetzte Software mit jedem E-Fahrzeug kompatibel sein. Der nächste Schritt besteht in der Beschleunigung des Einbauprozesses.
Die erfolgreiche Erprobung öffnet den Weg für eine prozesssichere Integration dieses Verfahrens in den Straßenbau der Zukunft. „Die kabellose Ladetechnologie von Electreon ist bereit für den kommerziellen Einsatz: Unser Projekt mit Strabag demonstriert die Effizienz, Sicherheit und einfache Anwendung des kabellosen dynamischen Ladens“, so das Fazit von Electreon-Geschäftsführer Dr. Andreas Wendt.
(Autor: Paul Deder)