München, Stuttgart oder Düsseldorf gehören zu den Städten mit den besten Wirtschaftsperspektiven in Deutschland. Auch aus diesem Grund zieht es die Menschen – vor allem die jungen Erwachsenen – in die Metropolen. Um diese enorme Nachfrage zu bedienen, wird in den Städten immer mehr baulich nachverdichtet – zu Lasten von Frei- und Grünflächen. Denn die Bautätigkeiten führen dazu, dass immer mehr Fläche versiegelt wird, wodurch das Niederschlagswasser nicht auf natürliche Art und Weise versickern kann und in der Folge vermehrt an der Oberfläche abfließt. Allein in Berlin nimmt z. B. die versiegelte Fläche jährlich um ca. 1 % zu, was zum einen das natürliche Grundwassersystem unter der Stadt negativ beeinflusst und zum anderen die Abwassersysteme der Stadt weiter belastet.
Denn immer noch ist die Ableitung von Regenwasser zusammen mit dem Abwasser über Kanalisationen gängige Praxis in Deutschland. Weil Starkregenereignisse seit Jahrzehnten zunehmen, führen kurze aber heftige Niederschläge immer öfter zu einer hydraulischen Überlastung von Mischwasserkanalisationen und in der Folge zu Überflutungen in den Städten. Die Versiegelung der Flächen in Folge von Baumaßnahmen verstärkt diesen Effekt noch weiter.
Trotzdem macht es wirtschaftlich keinen Sinn, bei Neubauprojekten Kanäle so zu dimensionieren, dass sie jedes denkbare Regenereignis vollständig ableiten können. Und auch eine Erneuerung des bestehenden Kanalnetzes der Städte im großen Stil, um die Transportkapazität der Leitungen an die neue Realität anzupassen, ist aus Kostengründen kaum umsetzbar. Es müssen also Alternativen zur unmittelbaren Regenwasserableitung her – sprich dezentrale Lösungen für eine ökologische Regenwasserbewirtschaftung.
Dafür steht die sogenannte Schwammstadt, auch Sponge City genannt, als ein Konzept der Stadtplanung. Dabei wird das Niederschlagswasser nicht einfach in die Kanalisation abgeleitet, sondern lokal aufgenommen und zwischengespeichert, bevor es später auf natürliche Art und Weise versickern und verdunsten kann. Regenwasser ist bei dieser Idee kein lästiges Übel mehr, sondern eine wichtige Ressource, die es zu schützen gilt. Das auf diese Weise gespeicherte Wasser kann sowohl wiederverwendet werden als auch bei zeitverzögerter Verdunstung kühlend auf die städtische Umgebung wirken und dadurch die Gefahr von urbanen Hitzeinseln verringern. Zudem lassen sich dadurch die Folgen von Starkregen wie Hochwasser und die damit verbundenen Schäden besser bewältigen.
Zur Umgestaltung einer Stadt zu einer Sponge City gehört die grundsätzliche Bereitschaft, Stadtbegrünung gezielt mit Regenwasserversickerung zu koppeln. Zu den Instrumenten zählen u. a. begrünte Dachflächen und Fassaden von Gebäuden, Parklandschaften auf Tiefgaragendecken, Baum-Rigolen, Mulden und Tiefbeete neben den Straßen, genauso wie eine durchlässige Gestaltung von Parkplätzen. Neben der Schaffung von Rückhaltespeichern ist aber auch eine konsequente Flächenentsiegelung integraler Bestandteil des Konzepts. So wird aus der Niederschlagswasserbeseitigung ein intelligentes Konzept der Regenwasserbewirtschaftung, welches die aktuellen mit Großwetterlagen verbundenen Probleme in den Städten lösen kann.
Autor: Paul Deder