Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe für den Monat Januar 2024 im Vergleich zum Vormonat einen realen (preisbereinigten) Rückgang des Auftragseingangs um 7,4 %. Im Tiefbau nahm der Auftragseingang um 3,1 % ab, im Hochbau um 12,0 %. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2023 stieg der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 1,3 %. Dabei nahm der Auftragseingang im Tiefbau um 9,9 % zu, im Hochbau sank er dagegen um 6,9 %.
"Zu Jahresbeginn setzt sich die ungleiche Entwicklung in der Baubranche fort. Auf der einen Seite die nach wie vor desaströse Situation im Wohnungsbau und auf der anderen Seite ausgleichende Großprojekte im Wirtschaftstiefbau, in dem Bahn- und Kabelleitungsbau verortet sind", sagt HDB-Chef Tim-Oliver Müller. Es sei lediglich dem Wirtschaftstiefbau mit einem realen Orderplus von 20 % zu verdanken, dass für das gesamte Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich noch ein leichtes Plus ausgewiesen wurde.
"Der Bau wird gebraucht, heute und in Zukunft. Nicht nur für den Bau von dringend benötigtem Wohnraum, sondern auch für die Instandhaltung und Erweiterung der Verkehrs-, Energie- und sozialen Infrastruktur. Deshalb ist es absurd, dass vereinzelt Bauunternehmen aufgrund schwindender Aufträge überlegen müssen, ihr Personal in Kurzarbeit zu schicken", so Müller weiter.
Laut der Bundesagentur für Arbeit hätten im Februar 346 Unternehmen des Baugewerbes für 2.458 Personen Kurzarbeit angezeigt, vor zwei Jahren sei das noch nicht notwendig gewesen. "Noch viel schlimmer sind die wieder stark steigenden Insolvenzzahlen in unserer Branche. Allein im vergangenen Jahr mussten 1.400 Unternehmen des Bauhauptgewerbes Insolvenz anmelden, ein Viertel mehr als 2022. Wir befürchten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, schließlich hat sich der Ertragslage in unserer Branche aufgrund der stark gestiegenen Material-, Energie- und Zinskosten seit 2021 deutlich verschlechtert." Nach neuesten Berechnungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes hätte sich die Umsatzrendite im Bauhauptgewerbe von ehemals 10 % im Jahr 2020 auf 6,6 % im Jahr 2022 reduziert, die Eigenkapitalquote sei von 23,6 auf 19,6 % gesunken. Auch für 2023 erwarte der Hauptverband keine Besserung, schließlich hätten 27 % der in der Herbstumfrage der Creditreform befragten mittelständischen Bauunternehmen angegeben, dass ihre Ertragslage weiter gesunken sei, nur 15 % berichten über eine gestiegene Ertragslage. Angesichts der sinkenden Umsätze wird sich das in naher Zukunft auch nicht ändern. Nach einem realen Umsatzminus in 2023 von 5,2 % ist der Umsatz im Januar um 5,3 % gesunken."