Mit seinen diesjährigen „MTS-Innovationstagen“ setzte der schwäbische Digitalisierungs- und Automatisierungsexperte MTS die Messlatte in puncto Digitalisierung nicht nur inhaltlich, sondern auch aufseiten der Durchführung ganz oben an: So startete MTS sein Programm erstmals mit dem größten Privatsender Baden-Württembergs als fünfstündige Hybridveranstaltung. Dabei konnte jeder Teilnehmer selbst entscheiden, ob er dem an der Praxis orientierten Programm lieber vor Ort oder via Live-Stream beiwohnen wollte.
Zentrale Botschaft der Veranstaltung war aus Sicht des MTS Vorstandsvorsitzenden Rainer Schrode, „dass BIM wenig bis gar nichts mit irgendeiner Software-Lösung zu tun hat, sondern in erster Linie eine völlig neue Form der Baukultur darstellt, deren Herzstück das Miteinander, die Kommunikation, der Austausch und die Transparenz zwischen allen Prozessbeteiligten darstellen. Außerdem wollten wir unseren Teilnehmern an sehr konkreten Praxis-Beispielen aufzuzeigen, auf welche Weise und unter welchen Voraussetzungen modellbasiertes Bauen für kleinere Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Kommunen schon heute umsetzbar ist.“
Gäste aus den unterschiedlichsten Bereichen
Zu den Gästen der diesjährigen Innovationstage zählten hochkarätige Vertreter von Auftraggeber, Auftragnehmer- und Planerseite. So beispielsweise Vertreter der Autobahngesellschaft, Rainer Mang und Manuela Schwörer von der deutschen Bauwirtschaft, Vertreter des Verkehrsministeriums und Bürgermeister Kevin Dorner von der Stadt Hayingen. Dessen persönliches Interesse am Thema begründete er in seiner Einführungsrede folgendermaßen: „Wir versprechen uns, mittels BIM ein maximales Maß an Transparenz sowie Kosten- und Terminsicherheit erreichen zu können und auf der anderen Seite die während der Bauausführung erhobenen digitalen Daten als Grundlage für die Bewirtschaftung und den künftigen Rückbau der Bauwerke sowie die Planung künftiger Baumaßnahmen nutzen zu können.“
Marco Herberger vom Planungsbüro Eisele hatte die Planungen einer ersten Modell-Baustelle für BIM im Tiefbau vorgenommen und ergänzte Dorners Ausführungen: „Den Mehraufwand, den wir im Vorwege in die digitale Planung reinstecken, können wir hinten raus in der digitalen Bauausführung einsparen und für künftige Bauprozesse nutzen. Hinzu kommen Vorteile, wie beispielsweise bei der Abrechnung: Wer nach Plan baut, kann nach Plan abrechnen.“ Bau-Rechtsanwalt Rainer Mang fügte abschließend hinzu: „BIM sorgt nicht zuletzt auch für mehr Rechtssicherheit: Denn wer erst plant und dann baut, streitet am Ende weniger. Modellbasierte Planungsdaten sind vor Baubeginn auf Fehlerkollisionen prüfbar, für alle gleichermaßen zugänglich und direkt für Bauausführung und die Dokumentation verwendbar. Davon profitieren unterm Strich alle Seiten.“
BIM steckt noch in den Kinderschuhen
„Trotz all dieser Vorteile sei im Hinblick auf den kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau vielerorts noch ein Weg zu gehen“, so Rainer Schrode. „Einmal im Hinblick auf die nötigen rechtlichen Voraussetzungen, die vielerorts noch nicht an die neuen Anforderungen angepasst wurden. Auch gilt es in vielen Fällen, noch das nötige Grundlagen-Knowhow aufzubauen und Ängste und Vorurteile aus dem Weg zu räumen.“ Darum möchte Schrode mit seinen Innovationstagen dazu motivieren, nicht gleich immer mit 100 % starten zu wollen, sondern sich erst einmal ein Bild über bereits vorliegende Umsetzungsmöglichkeiten zu machen und im Rahmen eigener kleinerer Projekte in die neue Denkweise einzufinden.
„Ausgehend von der Frage: „Was will ich, wie komme ich dorthin und wie vermeide ich den technischen Overkill? Das ist für alle Seiten eine individuelle Gratwanderung, die sich aber auch für alle Seiten auszahlt“, so Schrode. "Nicht zu vergessen sei dabei auch die sensationelle Steilvorlage, die modellbasiertes Bauen hinsichtlich der Rekrutierung von Nachwuchskräften mit sich bringt. Ebenso wie der enorme Spaßfaktor, den die aktive Arbeit mit BIM-Modellen für alle Seiten mit sich bringt.“
Live-Demos auf 7.000 m²
Wie konkret modellbasiertes Bauen sich bereits heute umsetzen lässt, erfuhren die Teilnehmer auf dem 7.000 m2 großen BIM-Parcours anschaulich und praxisnah. Hier rotierten sie als moderierten Kleingruppen im Zwanzig-Minuten-Takt entlang der 13 Stationen, bei denen sich Live-Demonstrationen innovativer Tiefbau-Technologie mit Podiumsdiskussionen, Themen-Installationen und Geräteausstellungen abwechselten.
Um neugierig gewordenen Teilnehmern der Innovationstage die Möglichkeit zu geben, sich auf ihrem künftigen Weg in die praktische Umsetzung modellbasierten Bauens begleiten zu lassen, stellte MTS-Ausbildungsleiter Tobias Hesse am Ende des BIM-Parcours den berufsbegleitenden, herstellerunabhängigen und von der IHK zertifizierten Ausbildungsgang zum BIM-Baustellen-Manager vor. Im Rahmen dessen erwerben die Teilnehmer sämtliche Kenntnisse, die zum Verständnis und zum Anleiten modellbasierten Bauens im eigenen Unternehmen nötig sind.
Bei seiner Vorstellung schaltet Michael Raps von der Jade-Universität für ein Interview per Video-Konferenz zu. Parallel dazu erfolgte die Übertragung des kompletten Vor-Ort-Geschehens an allen Stationen per Live-Stream. Dank einer Kombination aus spannender Live-Stream-Moderation und moderner Technik war es dem fünfköpfigen Regio TV Team gelungen, auch den vom Home-Office zugeschalteten Teilnehmern die fünfstündige Veranstaltung hautnah und mit ungebrochenem Spannungsbogen auf ihren Bildschirm zu zaubern. Deren extrem positive Resonanz lässt MTS auch bei seinen nächsten Veranstaltungen eine Fortführung des Hybrid-Konzepts ins Auge fassen.