Dienstag, 24. November 2020

Starker BIP-Anstieg im Vergleich zum Vorquartal

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 3. Quartal 2020 gegenüber dem 2. Quartal 2020 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 8,5 % gestiegen. Damit konnte die deutsche Wirtschaft einen großen Teil des durch die Corona-Pandemie bedingten massiven Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts im 2. Quartal 2020 wieder aufholen. Allerdings lag lt. Statistischem Bundesamtes das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP im 3. Quartal 2020 noch um 4,0 % niedriger als im 4. Quartal 2019, dem Quartal vor der globalen Corona-Krise.

Infolge der massiven Rückgänge fast aller Verwendungsbereiche im 2. Quartal 2020 gab es im 3. Quartal 2020 bei den preis-, saison- und kalenderbereinigten Ergebnissen teilweise zweistellige Wachstumsraten. Insbesondere die privaten Konsumausgaben trugen mit einem Anstieg von 10,8 % gegenüber dem Vorquartal zum Wachstum im 3. Quartal 2020 bei. Auch der Staat erhöhte seine Konsumausgaben gegenüber dem Vorquartal nochmals um 0,8 %, nach einem Plus von 2,2 % im 2. Quartal. Damit stabilisierte der Staatskonsum in den ersten drei Quartalen des Jahres das Wirtschaftswachstum. Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – stiegen um 16,0 %. Von den Bauinvestitionen kamen dagegen keine Wachstumsimpulse, sie gingen gegenüber dem Vorquartal um 2,0 % zurück.

Der Handel mit dem Ausland hat ebenfalls zugenommen: Im 3. Quartal 2020 wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt 18,1 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als im 2. Quartal 2020. Die Importe stiegen ebenfalls kräftig um 9,1 %.

Aufholeffekte der Bruttowertschöpfung in fast allen Wirtschaftsbereichen

Auch die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung stieg im 3. Quartal 2020 nach dem Einbruch im 2. Quartal 2020 zum Vorquartal wieder deutlich an (+8,0 %). Überdurchschnittlich stark stieg die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe (+14,0 %), im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+13,8 %) sowie im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+9,5 %). Nur im Baugewerbe ging die Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal um 4,7 % zurück. 

Im Vorjahresvergleich war das BIP im 3. Quartal 2020 preisbereinigt 3,9 % niedriger als im 3. Quartal 2019 (preis- und kalenderbereinigt: -4,0 %).

Inländische und ausländische Nachfrage deutlich unter dem Vorjahresniveau

Im Vorjahresvergleich war die inländische Nachfrage weiterhin deutlich niedriger als im Jahr zuvor: Die privaten Konsumausgaben gingen gegenüber dem 3. Quartal 2019 um 3,7 % zurück, die Investitionen in Ausrüstungen um 9,8 %. Rückläufig waren mit jeweils -0,7 % auch die Bauinvestitionen sowie die Investitionen in sonstige Anlagen, zu denen unter anderem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zählen. Lediglich die staatlichen Konsumausgaben stiegen im Vergleich zum 3. Quartal 2019 um 4,3 %. Die inländische Verwendung insgesamt ging gegenüber dem Vorjahr um 3,9 % zurück. 

Auch die Nachfrage aus dem Ausland war sehr viel geringer als im selben Zeitraum des Vorjahres: Im 3. Quartal 2020 wurden preisbereinigt 9,1 % weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als im 3. Quartal 2019. Die Importe gingen im selben Zeitraum um 9,8 % zurück. 

Auf der Entstehungsseite des BIP war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2020 in allen Wirtschaftsbereichen geringer als ein Jahr zuvor. Den größten Rückgang gab es im Verarbeitenden Gewerbe mit einem Einbruch der Bruttowertschöpfung um 10,8 %. Starke Rückgänge gab es zudem bei den Unternehmensdienstleistern (-8,4 %), im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (-3,4 %) und im Baugewerbe (-2,6 %). Die Bruttowertschöpfung insgesamt ging im Vorjahresvergleich um 4,5 % zurück.

Erwerbstätigkeit geht weiter zurück

Die Corona-Krise wirkt sich auch deutlich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Wirtschaftsleistung wurde im 3. Quartal 2020 von rund 44,7 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 654 000 Personen oder 1,4 % weniger als ein Jahr zuvor. Im 2. Quartal hatte es einen ähnlich starken Rückganggegeben (-1,3 %). Davor war die Zahl der Erwerbstätigen zuletzt im 1. Quartal 2010 infolge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise rückläufig. Dabei ist zu beachten, dass die Kurzarbeit sich nicht auf die Erwerbstätigenzahlen auswirkt, weil Kurzarbeitende weiter als Erwerbstätige zählen.

Einen deutlichen Effekt hat die Inanspruchnahme von Kurzarbeit im 3. Quartal 2020 aber auf die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen: Diese verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit deutlich um 2,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen – ging entsprechend im selben Zeitraum noch stärker um 4,0 % zurück.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – nahm nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,1 % leicht zu. Je Erwerbstätigen war sie jedoch um 2,5 % niedriger als im 3. Quartal 2019. 

Stabile Einkommen und Konsumzurückhaltung führen zu Anstieg der Sparquote

In jeweiligen Preisen gerechnet waren das BIP und das Bruttonationaleinkommen im 3. Quartal 2020 um 3,1 % niedriger als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen ging mit -2,8 % nicht ganz so stark zurück: Während das Arbeitnehmerentgelt nur um 0,7 % gegenüber dem Vorjahr fiel, gingen die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nach ersten vorläufigen Berechnungen um 7,8 % zurück. Die Bruttolöhne und -gehälter sanken im Durchschnitt je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer um 0,4 %, netto stiegen sie leicht um 0,5 %. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte war im 3. Quartal 2020 mit 0,7 % etwas höher als vor einem Jahr. Dagegen gingen die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen um 4,0 % zurück. Das relativ stabile Einkommen einerseits und die Konsumzurückhaltung andererseits führten wie schon im vorangegangenen Quartal zu einem erheblichen Anstieg des Sparens der privaten Haushalte. Nach vorläufigen Berechnungen ergibt sich daraus im 3. Quartal 2020 eine Sparquote von 13,5 %. 

Internationaler und europäischer Vergleich

Im europäischen Vergleich verzeichneten viele Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) im 3. Quartal 2020 ein stärkeres Wachstum gegenüber dem Vorquartal als Deutschland, wobei auch deren wirtschaftlicher Einbruch im 2. Quartal stärker ausgefallen war. Am stärksten stieg das preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt in Frankreich mit 18,2 % gegenüber dem Vorquartal. Ähnliche Aufholeffekte sind auch in Italien (+16,1 %) und Spanien (+16,7 %) zu beobachten. Für die EU insgesamt meldete Eurostat nach vorläufigen Berechnungen ein Wachstum von 11,6 % im Vergleich zum Vorquartal. Auch die Vereinigten Staaten verzeichneten mit umgerechnet 7,4 % einen starken Anstieg des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem 2. Quartal 2020. Die Volksrepublik China veröffentlichte für das 3. Quartal ein Wachstum von 2,7 %. 

Im Vorjahresvergleich ging das Bruttoinlandsprodukt im 3. Quartal 2020 dagegen auch in den meisten anderen Staaten zurück. Unter den EU-Mitgliedstaaten, für die bereits Daten für das 3. Quartal 2020 vorliegen, verzeichnete Spanien mit -8,7 % den stärksten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Auch in Frankreich (-4,3 %) und Italien (-4,7 %) schrumpfte die Wirtschaft aktuellen Zahlen zufolge deutlich. Für die EU insgesamt gab Eurostat ein vorläufiges Ergebnis von -4,3 % im 3. Quartal 2020 bekannt. Mit umgerechnet -2,9 % gegenüber dem 3. Quartal 2019 verzeichneten die Vereinigten Staaten ebenfalls einen kräftigen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Die Volksrepublik China hingegen veröffentlichte für das 3. Quartal gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum von 4,9 %.

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