Aufträge brechen weg und immer mehr Bauunternehmen treten auf die Einstellungsbremse: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldete für Mai 2023 im Vorjahresvergleich einen Rückgang der Zahl der offenen Stellen für Facharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen von 16,5 % auf 15.420, das ist der achte Rückgang in Folge. Im Spartenvergleich sind die Hochbauunternehmen am stärksten auf die Einstellungsbremse getreten, die Zahl der offenen Stellen sank um 19,8 %. „Bei der Situation im Wohnungsbau ist das kein Wunder, schließlich sind die Baugenehmigungen in dieser Bausparte im ersten Quartal dieses Jahres um 26 % eingebrochen, die Auftragseingänge sogar um real 36 %", sagt Bauindustrie-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.
„Von einer generellen Trendwende auf dem Bauarbeitsmarkt kann aber (noch) nicht gesprochen werden. Schließlich liegt die Zahl der offenen Stellen nach wie vor auf einem hohen Niveau. Außerdem klagen im Branchendurchschnitt noch 32 % der vom ifo befragten Bauunternehmen über Fachkräftemangel, allerdings mit deutlich unterschiedlicher Ausprägung: Der Mangel ist im Wohnungsbau mit 26 % erwartungsgemäß niedriger", bemerkt Müller.
Dass sich die Einstellungsbremse aber weiter bemerkbar machen werde, darauf deute der Blick auf die vorgelagerten Branchen hin: Die Bauträger und die Unternehmen, die Grundstücke erschließen, hätten die Zahl ihrer offenen Stellen um 37,1 % gestrichen, offene Stellen für Architekten seien um 27,4 % zurückgegangen. Müller: „Der Auftragsmangel macht sich überall bemerkbar. Sehr vereinzelnd mussten Bauunternehmen sogar Personal entlassen.“ Schließlich hätte die BA für Mai 14.170 arbeitslose Baufacharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen gemeldet, 10,2 % mehr als im gleichen Monat des Vorjahres, das sei der dritte Anstieg in Folge.
Müller: „Die Beschäftigungsdynamik der vergangenen Jahre wird nun erst einmal zu Ende sein – die Betriebe des Bauhauptgewerbes haben seit dem Beschäftigten-Tiefpunkt 2009 nahezu 500.000 Personen eingestellt, abzüglich der Rentenabgänge war dies ein Plus von knapp 222.000. Für das laufenden Jahr gehen wir von einer Stagnation der Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe aus. Die Bauunternehmen werden vor allem versuchen, den Abgang in die Rente auszugleichen.“ Der Fokus läge immer noch auf „Personalstand halten“, schließlich hätten dies im Rahmen der aktuellen Frühsommerumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages 72 % der Befragten angegeben. Angesichts der nach wie vor vorhandenen Meldungen über einen Fachkräftemangel sei dies verständlich.