Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Jahr 2022 kalenderbereinigt um 9,6 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Mit einem Volumen von 99,1 Mrd. Euro lag der Auftragseingang aufgrund der stark gestiegenen Baupreise nominal (nicht preisbereinigt) 4,8 % über dem Vorjahresniveau. Das 1. Quartal 2022 erreichte mit dem Rekordmonat März, in dem zum ersten Mal Auftragseingänge von mehr als 10 Mrd. Euro gemeldet wurden, im Vorjahresvergleich noch ein reales Plus von 4,1 %. Ab dem 2. Quartal konnte das Vorjahresniveau jedoch nicht mehr erreicht werden: Insgesamt sieben Monate verzeichneten sogar ein zweistelliges reales Minus.
Im Hochbau gingen die realen Auftragseingänge um 15,1 % zurück und lagen mit 51,7 Mrd. Euro nominal knapp (-1,6 %) unter dem Vorjahresergebnis. Dabei verzeichnete der Wohnungsbau mit real -16,5 % (nominal: -3,9 %) die größten Einbußen. Der Tiefbau sank im Vergleich zum Vorjahr real um 3,0 %, steigerte sich jedoch nominal um 12,7 % auf 47,4 Mrd. Euro.
Der Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe sank im Vergleich zum Vorjahr real um 5,8 %. Nominal steigerte er sich um 9,8 % und erreichte einen neuen Höchststand von 108,9 Mrd. Euro. Dabei fiel der Wohnungsbau mit 28,0 Mrd. Euro Jahresumsatz am stärksten ins Gewicht, der gewerbliche Hochbau folgte mit 25,8 Mrd. Euro.
"Unsere verhaltene Umsatzprognose wird bestätigt. Die nominalen Zuwächse wurden 2022 durch die starken Materialpreissteigerungen mehr als aufgezehrt. Für 2023 sind wir sogar noch pessimistischer: Wir erwarten einen preisbereinigten Umsatzrückgang von 6 %", kommentiert der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die veröffentlichten Konjunkturindikatoren für den Bau. "Die Stimmung am Bau hat sich verdüstert. Zwar beurteilen – dank des (noch) vorhandenen Auftragsbestandes – 40 % der Bauunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, genauso viele rechnen aber auch mit einer Verschlechterung in den kommenden 12 Monaten." (DIHK-Umfrage Anfang 2023). Im Hochbau befürchten sogar 46 % eine Verschlechterung. Der Verband erwarte für 2023 im Wohnungsbau einen Umsatzeinbruch von real 9 %, nach 4,5 % in 2022.
Im Öffentlichen Bau seien die Umsätze 2022 sogar um real 6,2 % zurückgegangen, was der Entwicklung im Straßenbau geschuldet sei. Für 2023 rechne die Bauindustrie mit einem weiteren Minus von 5 %. „Bund, Länder und Kommunen müssen dringend ihre Investitionsbudgets erhöhen, um zumindest die gestiegenen Baukosten auszugleichen“, fordert Müller. „Ansonsten wird sich der Substanzverlust bei unserer Infrastruktur weiter beschleunigen und der Standort Deutschland weiter geschwächt.“
Entspannung sei auch im Wirtschaftsbau nicht zu erwarten. Jedes vierte Unternehmen in Deutschland plane laut DIHK für das laufende Jahr eine Reduzierung seiner Investitionen. Müller: „Unsicherheit ist Gift für Investitionen. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Umsatz 2023 um real 4 % zurückgehen wird, nach 4,4 % im vergangenen Jahr.