Der Begriff „Hybrid“ steht spätestens seit der Einführung des Toyota Prius im Jahr 1997 im öffentlichen Fokus. Heute sind Hybridbauweisen auch für das Bauhauptgewerbe nichts gänzlich Neues mehr. So wird etwa im Ingenieurbau bereits seit Jahren mit Stahlbetonverbundtechnologien gearbeitet – unter anderem bei Brückenbauwerken. Auch im Hochbau ist die Hybridbauweise immer häufiger der Schlüssel zur Lösung vielfältiger Bauaufgaben.
Beim Hybridbau lassen sich durch die gezielte Kombination unterschiedlicher Materialien Werkstoffeigenschaften erzielen, die durch den Einsatz einzelner Werkstoffe so unerreichbar wären. Die Perspektive, dass mindestens zwei Materialien in einem bestimmten Verfahren Systemeigenschaften bekommen, die einen einzelnen Werkstoff ersetzen können, vergrößert die Möglichkeit aus Sicht von Architekten und Statikern, sich auch von Reinsystemen nicht mehr abhängig machen zu müssen. Insbesondere den gängigen am Bau verwendeten Materialien für Primär- und Sekundärkonstruktionen wie Holz, Beton, Stahl und Aluminium kommt in diesem Kontext eine besondere Bedeutung zu. Denn mit diesen Materialien können unterschiedliche Bauteilpaarungen entstehen und in der Folge individuelle, moderne Systeme entwickelt, konstruiert und gefertigt werden. Dabei ist es von Vorteil, wenn besagte Systeme nicht auf der Baustelle, sondern in der stationären Fertigung produziert werden.
Der hohe Vorfertigungsgrad der Bauelemente ermöglicht eine Steigerung der Planungssicherheit und Wirtschaftlichkeit des Bauvorhabens. Ein weiterer Beitrag zur Wirtschaftlichkeit kann außerdem durch die integrale Produktion erreicht werden, bei der die Prozesse „Entwickeln“, „Konstruieren“, „Produzieren“ und „Montieren“ in einer Hand liegen. Neben dem Vorteil, auch anspruchsvolle, individuelle Architektur realisieren zu können, lässt die integrale Produktion gerade in der Konzeptionsphase neuer Produkte den Prototypenbau zu. Durch die stationäre Vorfertigung sind produktionsnahe Unternehmen in der Lage, modellorientiert zu arbeiten – eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches BIM in der Praxis. Informationen zwischen den einzelnen Teilprozessen können wiederverwendet und somit Synergieeffekte zur Standardisierung genutzt werden. Die hybride Bauweise trägt daher maßgeblich dazu bei, die grundsätzlichen Philosophien des BIM erfolgreich in die Praxis umzusetzen.
Kunden- und Nutzerbedürfnisse verändern Gebäudewelten in besonderem Maße: Immobilienprodukte müssen sich zukünftig zu individuellen Produktlösungen mit System und hoher Anpassungsfähigkeit entwickeln. Gebäude müssen daher verstärkt den Menschen und seine Wertvorstellungen im Fokus haben. Intelligente Hybridbauweisen bieten dabei als eine ausgereifte und zuverlässige Bautechnologie genügend Spielraum für Veränderung und Fortschritt.
Autor: Dipl. Wirt. Ing. Frank Steffens, Geschäftsführer bei Brüninghoff GmbH & Co. KG