Fahrverbote sind ein wirksames Mittel, die Luftqualität in den Städten zu verbessern. Gleichzeitig gilt diese Maßnahme bei den Bürgern jedoch als unpopulär, was zu einem weiteren Anstieg der Politikverdrosssenheit führen kann. Das ist der Grund, wieso sich die grün-schwarze Landesregierung in Stuttgart dagegen sträubt, Fahrverbote für Diesel der Euronorm 5 zu verhängen.
Bislang werden nur Dieselfahrzeuge mit den Abgasnormen Euro 1 bis 4 aus dem Stuttgarter Stadtgebiet ausgesperrt. Die Regierung betont, es gebe Alternativen dazu und verweist auf die zahlreichen Maßnahmen, die seit Jahresbeginn zu einer deutlichen Absenkung der NO2-Belastung geführt haben sollen. Eine dieser Maßnahmen ist ein neuer High-Tech-Straßenbelag, der Mitte April am Stuttgarter Neckartor, im Streckenabschnitt zwischen Willy-Brandt-Straße und Cannstatter Straße, von der Strabag AG eingebaut wurde. Der Clean Air (ClAir) Asphalt ist mit einer besonderen Deckschicht versehen und soll dazu beitragen, die Luftbelastung durch Stickoxide zu verringern.Gleichzeitig erfolgt auch die Lärmreduzierung der Abrollgeräusche der Fahrzeuge.
Bei dieser Deckschicht wird das photokatalytische Abstreumaterial aus ultrahochfestem Beton (Rollsplit) mit Titandioxid versetzt, das auch als Zusatzstoff z. B. bei Wandfarben, Zahncreme oder Sonnenmilch verwendet wird. Dieses Material wird direkt in die Asphaltoberfläche eingebunden. Dadurch werden unter Sonneneinstrahlung Stickoxide abgebaut und in unschädliche Stoffe umgewandelt. Die Konzentration von NO2 in der Luft soll durch den neuen Belag um bis zu 26 % gesenkt werden – dieses Abbaupotenzial wurde im Vorfeld bei Simulationen ermittelt. Um genaue Zahlen der Schadstoffminderung aus der Praxis liefern zu können, soll das Projekt wissenschaftlich begleitet werden.
Insgesamt wurden auf der ca. 300 m langen Strecke am Neckartor 8.200 kg des Clean Air Granulats eingewalzt. Die Mehrkosten des Verfahrens liegen im Vergleich zur konventionellen Einbaumethode bei etwa 3 %, was in Stuttgart in absoluten Zahlen 40.000 Euro mehr ausmacht. Eine sinnvolle Investition angesichts der erwarteten positiven Effekte.
Nach der Pilotstrecke in Stuttgart soll der neue Belag bei der Fahrbahnerneuerung auf der B 1 in Geltow erprobt werden. Der schadstoffmindernde Asphalt wurde auf einem rund 1 km langen Teilstück der Ortsdurchfahrt eingebaut und soll nun seine Wirksamkeit unter Beweis stellen.
Der neuartige Asphalt ist eine Entwicklung von der Strabag und ihren Verbundpartnern in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Nachhaltiger HighTech-Asphalt“ (NaHiTAs).
Autor: Paul Deder