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„Schlank“ gebaut mit Lean Construction

Der japanische Autobauer hat es vorgemacht, westliche Wissenschaftler haben dieser Produktionsmethode den passenden einprägsamen Namen gegeben: es geht um Lean Management. Die Grundlage des in den 60er Jahren eingeführten Produktionssystems von Toyota ist die komplette Beseitigung der Verschwendung. Während für die meisten erfolgreich operierenden Autohersteller in den Nachkriegsjahren die Massenfertigung der einzig richtige Weg für Kostenoptimierung war, entwickelte Toyota ein gegensätzliches Konzept. 

Bewusst wurde auf Überproduktion verzichtet: die für den Montageprozess benötigten Teile standen ohne Umwege über Lager in der richtigen Menge und zur rechten Zeit zur Verfügung. Mit der neuen Idee kam der Erfolg: Dank der Optimierung der Arbeitsabläufe  konnte Toyota in den 80ern im Vergleich zu westlichen Montagewerken eine dreimal höhere Produktivität erreichen – und das mit der Hälfte an Mitarbeitern. Die Japaner konnten deutlich schneller liefern, hatten doppelt so viele Modelle im Angebot und brachten es fertig, die Modellentwicklungszeiten zu halbieren.

Solche Fortschritte in der Prozessoptimierung kann die Baubranche nicht vorweisen. Zeitgemäßes Produktionsmanagement ist auch heute noch eher die Ausnahme als die Regel. Die Bauruine in Berlin ist ein gutes Beispiel dafür, dass im Bauwesen oft Koordinationsmängel und Chaos herrschen. Während die Baufirmen  mittlerweile über moderne Geräte und Maschinen verfügen, sind die Prozesse oft noch sehr traditionell. Die Koordination unzähliger Kleinfirmen, die als Subunternehmer auf der Baustelle eingesetzt werden, überfordert manch einen Auftraggeber.

Dass das Bauen sich zunehmend einer industriellen Produktion angleichen muss, haben schlaue Köpfe schon vor langer Zeit erkannt. Es wird nämlich immer schwieriger, Bauvorhaben zielgerichtet zu steuern ohne dabei die Termintreue, Qualität und Kostensituation aus dem Blickfeld zu verlieren. Die Bauprojekte sind für althergebrachte Prozesse inzwischen viel zu komplex, daher gilt es heute, möglichst viel Energie in die Planung zu stecken. Aus diesem Bedarf heraus ist das Lean Construction entstanden, welches auf  das  Lean  Management  in  der  stationären Industrie  zurückgeht. Sicherlich unterliegt die Produktion  im  Bauwesen eigenen Gesetzmäßigkeiten: jedes Projekt ist eine Einzelfertigung unter freiem Himmel, mit langer Lebensdauer und Einflussnahme der öffentlichen Hand. Trotzdem lassen sich die Störungen im Baubetrieb als Kostentreiber methodisch auf ein Minimum reduzeren.

Bei Lean Construction steht die ganzheitliche Betrachtung von Planung und Ausführung im Vordergrund. Von Beginn an sollen die Prozesse zielorientiert aufeinander abgestimmt und der Ablauf der Bauausführung bis ins Detail ausgetaktet werden. Zu große Bestellungen, überflüssige Transporte, Produktionsfehler oder übertriebenes Lagern lassen sich durch Lean Construcition vermeiden und die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Gewerken verbessern.

Vorreiter bei Lean Construction ist das international tätige Beratungsunternehmen Drees & Sommer, welches sei über zehn Jahren diese Methode praktiziert und inzwischen mehr als 300 Projekte erfolgreich umgesetzt hat. Es geht also doch - mit Planung und System lässt sich die chronisch schlechte Produktivität des Bausektors bekämpfen.

Autor: Paul Deder

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