Achtung: dieser Artikel und alle anderen auf unserer Webseite wurden von einem Menschen geschrieben. Das merken Sie spätestens dann, wenn Sie auf die ersten Rechtschreibfehler in den Fließtexten stoßen, die natürlich bewusst platziert wurden, um genau das zu bezeugen. Hier hat sich also tatsächlich ein Redakteur am PC abgemüht. Klingt selbstverständlich, ist es seit einigen Jahren aber nicht mehr. Denn: Überall auf der Welt sind inzwischen vollautomatisierte Textgenerierungssysteme im Einsatz. Algorithmischer Journalismus ist heute der letzte Schrei in der Branche.
Europäische News-Dienste schwören darauf: Wetter-, Sport- und Finanzmeldungen werden auf diese Weise schnell und ohne jeden menschlichen Beitrag produziert. Innerhalb von Sekunden sind so z. B. die Wochenend-Begegnungen aller Fußball-Ligen verfasst und das auch noch in verständlichem Deutsch. Kalte Perfektion eines Automaten ersetzt mühsame Wochenendarbeit eines Journalisten – bei diesem langfristigen Einsparpotenzial bekommen auch die abgeklärtesten Verleger feuchte Augen.
Als eines der ersten Medienhäuser hat die Washington Post die Arbeitsabläufe im Journalismus durch Künstliche Intelligenz automatisiert. Heute greift eine ganze Armada von Tools den Redakteuren unter die Arme und sorgt für eine hohe Effizienz im Haus. Angefangen von einem Generator für traffic-fördernde Überschriften über eine automatisierte Administration von User-Kommentaren bis hin zu einem Storytelling-Agent, der auf Basis von vorbereiteten Daten völlig autonom ganze Beiträge verfasst. 2016 sollen die mitteilungsbedürftigen Bots des Verlags allein 500 Artikel zum Thema „US-Wahlen“ verfasst und in der Folge rund eine halbe Million Clicks generiert haben. Eine Gefahr für die Jobs soll dem Unternehmen nach zu keinem Zeitpunkt bestanden haben. Stattdessen dürfen die 700 hochqualifizierten Mitarbeiter die gewonnene Zeit in uralte Tugenden des Journalismus stecken: akkurate Recherchen und hochwertige, objektive Storys.
Nein – so intelligent, wie der Begriff „KI“ uns das suggeriert, ist die Technologie in der Anwendung nicht. Treffender für die Roboter in der Berichterstattung wäre wohl die Bezeichnung „Fachidioten“. In Bits und Bytes eingepfercht, sind Algorithmen sozial unbeholfen und kaum fähig, über den Tellerrand zu schauen. Keine Kreativität, keine Fake News, um Wutbürger zu ärgern, kein Sinn für Humor, um dezent Sarkasmus-Elemente in die Artikel einzustreuen. Präziser Satzbau, vielfältige Formulierungen, perfekte Grammatik und dennoch nur ein langweiliger Brei von Ereignissen und Fakten. Die Künstliche Intelligenz im Publishing kann jedoch dort nützlich sein, wo große Mengen an Daten und Content in Echtzeit verwaltet und gesteuert werden müssen. In begrenzten Bereichen sind die Automaten also durchaus nützlich, um menschliche Akteure zu unterstützen. Glück gehabt – ich darf also erst einmal weitertexten und werde nicht zum stillen Kontrolleur eines Schreibroboters degradiert. Vielleicht ist das aber nur eine Frage der Zeit – angesichts der Austauschbarkeit von Artikeln in vielen „modernen“ Fachzeitschriften.
Auch um die Baubranche macht die Künstliche Intelligenz keinen Bogen. Dem Ansatz „Baustelle 4.0“ folgend, wurden auf der bauma in München einige Lösungen präsentiert, die den Fahrer deutlich entlasten oder sogar komplett ersetzen sollen. Ein Beispiel dafür ist die Fernsteuerung Cat Command für die Planierraupe D8T, die Anwendungen aus sicherer Distanz ermöglichen soll. Oder aber die neue vollautonome Tandemwalze Robomag von Bomag, die einen Schritt weiter geht und vollkommen selbstständig in einem definierten Arbeitsgebiet eingesetzt werden könnte. Ob sich diese Innovationen bei der internationalen Kundschaft durchsetzen werden und wie groß die Freude der Maschinenführer über den schleichenden Platzverweis ist, wird sich bei der Aufarbeitung nach der Messe zeigen. Wir oder unsere blechernen Begleiter halten Sie auf dem Laufenden!
Autor: Paul Deder