zum Newsletter anmelden
 

Von der Baustelle ins Werk

Die Nachfrage nach Wohnraum ist in den Metropolen und dem Umland ungebrochen hoch. Doch die Bauausführenden kommen mit der Arbeit nicht hinterher – der Mangel an qualifiziertem Personal hemmt das Wachstum im Bausektor. Der Auslastungsgrad im Baugewerbe ist seit 2018 zwar leicht rückläufig, aber mit 77 % (4. Quartal 2019) immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Auf der anderen Seite wird nicht zuletzt durch die starke Zuwanderung der letzten Jahre bezahlbares Wohnen benötigt. Die soziale Wohnraumförderung des Bundes und die Einführung des Baukindergeldes sind hilfreiche Instrumente, lösen das Problem jedoch nicht. Um gegen knappe Kapazitäten vorzugehen und kostengünstiges Bauen zu ermöglichen, braucht die Branche neue Methoden, um die aufwendigen, stark handwerklichen Prozesse zu standardisieren und/oder effizienter zu gestalten.

Eine Chance bietet die Modularisierung von Bauelementen. Die Rede ist nicht zwingend vom Fertighausbau, der nach wie vor – zumindest bei Investoren  – mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Vielmehr geht es um industriell vorgefertigte Bauteile und Funktionseinheiten, die auch dem konventionellen Wohnungsbau den nötigen Turbo verpassen könnten. Ein gänzlich neuer Lösungsansatz ist das nicht – denn auch Stahlskelettsysteme oder Plattenbauten aus dem letzten Jahrhundert sind Varianten, den Vorfertigungsgrad auf der Baustelle zu erhöhen. Eine inzwischen beliebte und von allen Bauakteuren akzeptierte Methode ist der Einsatz von Betonfertigteilen. So werden Decken, Treppen, Keller, Garagen, Balkone, Fassadenelemente oder ganze Wände vorproduziert und müssen auf der Baustelle nur noch montiert werden. Der Vorteil: Die Vorfertigung findet in einem überdachten, geschützten Umfeld bei jedem Wetter statt, wodurch sich die unproduktiven Schlechtwetterphasen komplett ausschließen lassen. Zudem sorgen moderne Produktionsabläufe dafür, dass die Bauteile präzise und in einer vordefinierten, gleichbleibenden Qualität gefertigt werden. 

All das führt dazu, dass Projekte deutlich schneller zum Abschluss gebracht werden können. Auftragnehmer und Bauherr können mit verbindlichen Bauzeitenplänen arbeiten und müssen weniger Überraschungen bei den Baukosten befürchten, was eine höhere Planungssicherheit nach sich zieht. Die werkseitige Montage bedeutet zudem weniger Schmutz und Lärm auf der Baustelle und eine reduzierte Lagerhaltung. Durch just-in-time Prozesse kann gerade auf engen Baustellen die Logistiksituation entspannt werden.

Der Grad der Vorfertigung muss projektbezogen definiert werden. Wo hohe zeitabhängige Kosten der Baustelle erwartet werden (Personal, Baustelleneinrichtung) und wo ein hoher Bedarf an standardisierten Elementen erwartet wird, können sich die Vorteile der Vorfertigung auszahlen. Wichtig ist nur, dass alle Baubeteiligten auf eine Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad organisatorisch eingestellt sind: Da kaum Änderungen in der Bauphase möglich sind, steht die  rechtzeitige und genaue Planung mehr im Fokus, als es beim konventionellen Bauen der Fall ist.

Autor: Paul Deder

Weitere Artikel:

Trend
Haselnussschalen als Baustoff?
Haselnussschalen als Baustoff?
Haselnussschalen als Baustoff?

Auch wenn Deutschland derzeit in einer Bau-Rezession steckt, gilt Bausand – global betrachtet und nach Süßwasser der meistverwendete Rohstoff – zunehmend als Mangelware. Derzeit verbraucht die Menschheit etwa doppelt so viel Sand, wie alle Flüsse der Erde jährlich nachliefern können: Rund 50 Mrd. t werden weltweit jedes Jahr benötigt. Haupttreiber sind massive Infrastrukturinvestitionen in China, der Bauboom in Indien durch eine rapide wachsende Mittelschicht sowie milliardenschwere Großprojekte im Nahen Osten, mit denen sich die Region vom Öl unabhängig machen will. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Metropolen Afrikas ihre Bauwirtschaft deutlich ausweiten. Da Wüstensand – vom Wind rundgeschliffen – für den Einsatz im Bauwesen weitgehend ungeeignet ist, braucht es dringend einen verantwortungsvolleren Umgang mit nutzbarem Bausand sowie die Entwicklung nachhaltiger Alternativen. Nur so lässt sich eine langfristig drohende Knappheit bewältigen und der wachsende Bedarf mit den ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Einklang bringen.

Trend
Wärme aus dem Abwasser
Wärme aus dem Abwasser
Wärme aus dem Abwasser

Energie ist teuer – das ist uns spätestens seit dem Ukrainekrieg bewusst, der die Preise für Strom, Gas und Öl auf Rekordhöhen schnellen ließ. Energie zu sparen, sei es aus Kostengründen oder im Sinne des Klimaschutzes, ist daher heute wichtiger denn je. Während Altbauten energetisch saniert und Neubauten nach strengen  Effizienzstandards errichtet werden, bleibt eine wertvolle Energiequelle oft ungenutzt: die im Abwasser enthaltene Wärme.

Trend
Bio-Bindemittel für den Holzbau
Bio-Bindemittel für den Holzbau
Bio-Bindemittel für den Holzbau

Als natürlich nachwachsender Baustoff ist Holz bei nachhaltiger Forstwirtschaft nahezu unbegrenzt verfügbar. Während seines Wachstums bindet es CO2,  was es zu einem besonders klimafreundlichen Baumaterial macht. Darüber hinaus erfordert die Herstellung, Verarbeitung und der Transport von Holz weniger Energie als klassische Baustoffe wie Stahl oder Beton. Aus diesem Grund werden Holzwerkstoffe wie Spanplatten, OSB, Sperrholz oder Faserwerkstoffe in der Bauindustrie in großen Mengen als nachhaltige Baumaterialien eingesetzt.

Trend
Bauabfall wird Baustoff
Bauabfall wird Baustoff
Bauabfall wird Baustoff

Im Jahr 2022 fielen in Deutschland rund 216 Mio. t Bau- und Abbruchabfälle an, was über 54 % des gesamten Brutto-Abfallaufkommens ausmacht. Angesichts des laufenden Transformationsprozesses hin zu einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Wirtschaft kommt dieser Abfallkategorie daher eine besondere Bedeutung zu. Kann die Entstehung solcher Abfälle – bspw. durch den Erhalt bestehender Bausubstanz – nicht vermieden werden, sollten sie zumindest recyclinggerecht im Wirtschaftskreislauf verbleiben.

Trend
CO2 bei Baustoffen reduzieren
CO2 bei Baustoffen reduzieren
CO2 bei Baustoffen reduzieren

Die Geschichte des Zements reicht bis in die Antike zurück. Seit vielen Jahrzehnten ist moderner Zement eines der am häufigsten verwendeten Materialien der Welt und ein entscheidender Bestandteil von Beton. Ohne dieses Bindemittel wäre die Errichtung großer Gebäude und bedeutender Infrastrukturbauten wie Brücken, Dämme oder Tunnel kaum möglich. Zement und Beton haben maßgeblich dazu beigetragen, die Urbanisierung voranzutreiben und den wirtschaftlichen Fortschritt in Ländern wie Deutschland zu fördern.

Trend
  Ladetechnologie für die Straße
Ladetechnologie für die Straße
  Ladetechnologie für die Straße

Seitdem es Stationen für induktives Laden von mobilen Endgeräten gibt, gehört der Kabelsalat neben dem Nachttisch der Vergangenheit an. Smartphones, Wearables und Tablets können so seit Jahren anwenderfreundlich drahtlos mit Strom versorgt werden – sowohl zu Hause als auch im Auto. Das ist bequem, spart Zeit und erleichtert den Alltag. Vorteile, von denen auch die Besitzer von akkubetriebenen oder hybriden Fahrzeugen profitieren könnten? Ja – denn das induktive Laden steht auch in diesem Bereich kurz vor der Serienreife.

Trend
Glasfaser im Abwasserkanal
Glasfaser im Abwasserkanal
Glasfaser im Abwasserkanal

Deutschland ist in vielen Bereichen ein Vorreiter für andere Nationen der Welt. Es gibt jedoch Dinge, die selbst Entwicklungsländer besser bewältigen – so z. B. die Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet. Im Jahr 2023 belegten wir im Ranking aller 38 OECD-Staaten bei der Anzahl der Glasfaseranschlüsse den drittletzten Platz. Während das erstplatzierte Südkorea rund 89 % aller Breitbandanschlüsse über Glasfaser realisiert, müssen sich die Deutschen mit mageren 10 % Glasfaseranteil zufriedengeben. Im Vergleich dazu wirkt unser 12. Platz beim letzten Eurovision Song Contest fast wie ein Sieg.

Trend
Schaltbare Klebstoffe
Schaltbare Klebstoffe
Schaltbare Klebstoffe

Gebäude aus Holz sind eine ressourcenschonende Alternative zur Massivbauweise und erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Obwohl Fertighäuser nicht immer preisgünstiger sind als herkömmliche Bauweisen, überzeugen sie mit kürzeren Bauzeiten und geringeren Planungs- und Ausführungskosten. All diese Vorteile tragen dazu bei, dass mittlerweile jedes vierte neu gebaute Haus in Deutschland ein Fertighaus ist.

Trend
Nichtbrennbarer Bauschaum
Nichtbrennbarer Bauschaum
Nichtbrennbarer Bauschaum

Eine Dose mit Polyurethan-Schaum (PU) sollte zur Grundausstattung eines jeden Bauprofis gehören. Die Vielseitigkeit dieses Baumaterials ist einzigartig: Wenn die zu bearbeitende Oberfläche öl- und staubfrei ist, haftet dieser Alleskönner sowohl auf Beton, Putz und Mauerwerk als auch auf Holz und Stahl. Nahezu in jeder Baugewerksanwendung ermöglicht er das Abdichten, Füllen, Fixieren und Dämmen von Bauelementen. Nach dem Aushärten ist der Bauschaum resistent gegen Wasser, Öl, Benzin und verschiedene Lösungsmittel.