Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die ca. 900.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe, die am 5.03. in Berlin stattgefunden hat, ist erneut ergebnislos vertagt worden. Das Angebot der Bauunternehmer mit 3 % mehr Einkommen für die ersten zwölf Monate und 3 % mehr für die folgenden zwölf Monate hat die Verhandlungsführer der Gewerkschaft nicht überzeugt. Diese fordert die Verhandlungsführer der Bauunternehmen auf, ein deutlich besseres Angebot vorzulegen. Die Fortsetzung der Gespräche erfolgt ab dem 9. April 2024 in Wiesbaden.
Nachdem die Volkswirte der Tarifvertragsparteien die Branchenzahlen als Datengrundlage für die Verhandlungen vorgestellt haben, wurde die differenzierte Entwicklung der Bausparten unstrittig festgestellt. Insbesondere der Nachfrageeinbruch im Wohnungsbau schwächt die Baukonjunktur insgesamt. Auf Grundlage dieser Feststellungen haben die Arbeitgeber ihr Angebot vorgelegt.
Die Ausbildungsvergütung für das erste Ausbildungsjahr könne überproportional auf 1.000 Euro erhöht werden. Darüber hinaus wollen die Arbeitgeber über Möglichkeiten der Entgeltumwandlung und der Kollegenhilfe verhandeln.
Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) erklärte: „Unser Angebot entspricht den möglichen Verteilungsspielräumen der Betriebe und trägt der wirtschaftlichen Situation der Bausparten Rechnung. Wir hatten auf mehr Verständnis hierfür gehofft, aber die Spanne zwischen dem Machbaren und den Forderungen der IG BAU könnte nicht weiter auseinanderliegen.“
Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, ergänzte: „Unser Angebot berücksichtigt die wirtschaftlich angespannte Situation. Die Vorstellungen der IG BAU sind aufgrund der Datenlage nicht nachvollziehbar. Dennoch hoffen wir auf eine Einigung in freien Verhandlungen.“
Die IG BAU lehnte das Angebot ab. Die Einkommensanpassungen wären "respektlos" und "spiegelten die Leistung der Baubeschäftigten nicht wider". "Sie wissen finanziell weder ein noch aus und die Bauunternehmer bieten `n Appel und `n Ei an. Unglaublich“, sagte Carsten Burckhardt, Mitglied im Vorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und Verhandlungsführer für die Arbeitnehmer.
Der letzte Tarifabschluss im Bauhauptgewerbe war im Jahr 2021. Zwischenzeitlich ist die Inflationsrate laut statistischem Bundesamt in Deutschland auf 6,9 % (2022) und 5,9 % (2023) gestiegen, im Oktober 2022 lag der Index gar bei 10,4 %. „Die Arbeitgeber haben durch Taschenspielerstricks vorgerechnet, dass der Reallohnverlust lediglich 0,3 % betragen hätte. Auf dieser Grundlage kann man keine echten Verhandlungen führen. Im Übrigen hatten die Bauarbeitgeber in der letzten Tarifrunde noch behauptet, es gebe überhaupt keinen Reallohnverlust“, erklärte Burckhardt. Auch müsse den Arbeitgebern klar sein, dass die Stimmung draußen auf den Baustellen mehr als brodelt. „Mit diesem Angebot werden die Unternehmen nicht weit kommen.“
Die IG BAU fordert 500 Euro mehr pro Monat über alle Einkommensgruppen hinweg mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Sie pocht auf kurze Laufzeiten, um auf aktuelle wirtschaftliche Schwankungen optimal reagieren zu können.
Zusätzlich empört den Gewerkschafter, dass die Bauunternehmer vorgeschlagen haben, die Leiharbeit im Baugewerbe und baunahen Branchen einzuführen. „Das bedeutet niedrigere Löhne, unsichere Arbeitsverhältnisse, letztendlich Hire and Fire. Da spielen wir auf keinen Fall mit, das ist mit der IG BAU nicht zu machen.“