Immer wieder fordern Gewerkschaften im Rahmen von Tarifverhandlungen eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für ihre Mitglieder. Die allmächtige IG Metall drängt auf eine 32-Stunden-Woche, während die dauernervende GDL kürzlich ihre Forderung nach 35 Wochenstunden durchgesetzt hat. Doch schnell stellt sich die Frage: Wie wenig Arbeit kann sich eine schrumpfende Wirtschaftsmacht wie Deutschland leisten?
Ist einmal die wilde Zeit des Single-Daseins vorbei und die Gründung einer Familie vollzogen, dann nimmt zumindest beim „Otto-Normalverdiener“ die allmonatliche Rechnerei des Haushaltsplans ihren Lauf. Dabei gestaltet sich die sorgfältige Verteilung des Familienbudgets heutzutage vermutlich etwas schwieriger als noch vor einigen Jahren. Hohe Energiekosten, schwindelerregende Mietanstiege und Lebensmittelpreise, die mehr zum Fasten als zum Schlemmern einladen, reißen enorme Löcher ins Haushaltsbudget. Ob nach Abzug aller verpflichtenden und notwendigen Ausgaben noch Geld für Kleidung, Hobbies, Urlaub, Mamas Beauty- und Papas Kumpeltour übrig bleiben – fraglich.
Die Bauarbeiter leben gefährlich. Ihre Arbeitsplätze befinden sich nicht selten weit oben, auf steilen Dächern und nah an Gebäudekanten, wo stets das Risiko eines Absturzes lauert. Doch auch Beschäftigte, die abseits des Adrenalinkicks ihrer Arbeit nachgehen, sind nicht automatisch „aus dem Schneider“: Herabfallende Baumaterialien und Werkzeuge können ebenso zu einer Gefahr werden. Nicht tragfähige Bauteile, kaputte Leitern, unzureichende persönliche Schutzausrüstung, fehlende Geländer und falsche Gerüstmontage fordern immer wieder ihren Tribut.
„Wir verpflichten uns, dem Wohle aller Bürgerinnen und Bürger zu dienen“, stand in der Präambel des Koalitionsvertrags, den die frisch gewählte rot-gelb-grüne Bundesregierung 2021 als ihr Rezept für ein erfolgreiches und modernes Deutschland beschlossen hat. Die Grundlage für die deutsche Politik der kommenden vier Jahre trägt den markigen Titel „Mehr Fortschritt wagen“. Die Ambitionen scheinen daher klar umrissen und fanden zu Beginn der Legislaturperiode auch Zuspruch, denn Fortschritt steht für Verbesserung, Erleichterung und Wohlstand – Aspekte, die sich die pandemiemüde Bevölkerung sehnlichst gewünscht hat.
Kürzlich erreichte mich die Meldung, dass ein mir bekanntes Unternehmen, das innovative Maschinen für die Baustelle entwickelt, beim zuständigen Amtsgericht Insolvenz anmelden musste. Acht Jahre nach der Gründung konnte der Technologieanbieter das prognostizierte Geschäftswachstum nicht erreichen. Auch wenn es durchaus Chancen gibt, dass im Rahmen des Konkursverfahrens Investoren für die Umsetzung eines Sanierungsplans gefunden werden können, zeigt dieser Fall das Manko vieler junger Unternehmen mit Visionen: Sie scheitern oft, weil sie ihrer Zeit voraus sind.
Stark gestiegene Zinsen, hohe Inflation und Knappheiten in den Märkten – seit fast zwei Jahren büßen zahlreiche Weltregionen an Schwung ein. Deutschland zählt zu den größten Verlierern der aktuellen geopolitischen Spannungen. Schon im letzten Jahr ist unser Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 0,3 % gesunken. Und auch die Konjunkturvorhersagen des IWF für 2024 zeigen, dass es dem Land an Wachstumsimpulsen mangelt. In der Riege der größten Volkswirtschaften sind die Deutschen bei BIP-Prognosen nach dem krisengeplagten Argentinien Schlusslicht – mit einem Wachstum von lediglich 0,5 %.
Während sich die Babyboomer in den Ruhestand verabschieden und die Millennials Karriere machen, tritt die Generation Z langsam ins Rampenlicht. Bei den Arbeitgebern verbreiten die Digital Natives Angst und Schrecken: Trägheit und mangelnde Motivation werden ihnen nachgesagt, ebenso wie geringe Belastbarkeit und hohe Ansprüche. Millionen verwöhnter Gören und verzogener Bengel mit schlechter Arbeitsmoral, dafür aber einem Faible für Tofu, Gerechtigkeit und apokalyptische Endzeitszenarien. Wohnstandskinder, die ohne WLAN und bei leerem Akku apathisch werden, tagtäglich auf dem Sofa herumlümmeln und außerhalb der Online-Welt weder kommunikations- noch beziehungsfähig sind. Alles nur ein Klischee?
Der Immobilienmarkt hat mit einer schwierigen Gemengelage zu kämpfen. Zum einen sind da die potenziellen Käufer, die trotz unterirdischer Rahmenbedingungen den Traum von den eigenen vier Wänden noch nicht aufgegeben haben. Nur sehr langsam kommt die Erkenntnis, dass sie sich bei der Wahl der Wunsch-Immobilie in Bescheidenheit üben müssen. Denn die Hoffnung, dass die Häuserpreise mangels potenter Abnehmer ins Bodenlose sacken, bleibt vorerst unerfüllt. Viele Verkäufer, die Anfang 2022 noch den Preis bestimmen konnten, sind nach wie vor nicht bereit, deutliche Abschläge für ihre Immobilien zu akzeptieren. Nach der Preiskorrektur für Bestandsobjekte aufgrund des Zinsanstiegs im letzten Jahr hat sich die Abwärtsbewegung der Immobilienpreise inzwischen spürbar verlangsamt.
Die Kuh ist vom Eis. Nach monatelangem Streit zwischen den Ampel-Parteien, hitzigen Diskussionen auf den medialen Bühnen und großer Verunsicherung bei Eigentümern und Mietern hat der Bundestag das sogenannte Heizungsgesetz mit einer Mehrheit verabschiedet. Ab 2024 müssen in den meisten Neubauten Heizungen mit 65 % erneuerbarer Energie eingebaut werden, und auch für andere Gebäude ist der schrittweise Umstieg auf klimafreundliche Heizungen eingeläutet.
Mitten in der Ferienzeit weckt ein aktueller Werbespot der Deutschen Bahn Lust auf Reisen. Ein breit grinsender, tiefenentspannter Bahnkunde lehnt sich zurück, schließt die Augen und genießt den Trip. „Weg von den Überstunden, weg vom Stau“ – Eine Bahnfahrt als unvergessliches Erlebnis mit magischen Landschaften außen und dem Komfort eines Fernzugs innen. Der Weg ist das Ziel! Die Realität sieht allerdings oft anders aus: Würde man den Schauspieler gegen einen echten Kunden austauschen, dann wäre sein Lachen eher hysterisch – als Ausdruck einer akuten Belastungsreaktion kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
Zwölf Jahre lang haben zahlreiche Akteure von der guten Baukonjunktur und boomenden Immobilienbranche profitiert. Seit dem zweiten Quartal 2022 ist die Party vorbei: Aus dem Verkäufer- ist ein Käufermarkt geworden, trotz des massiven Wohnraummangels sinkt die Nachfrage nach Wohnimmobilien spürbar. Der Auftragsbestand der Bauunternehmen schmilzt dahin, die Bauträger sind auf einmal gezwungen, Kaufinteressenten zu umwerben und auch für die ominösen Möchtegern-Makler, die sich trotz fehlender Fachkompetenz jahrelang die Taschen vollstopfen konnten, ist der Immobilienverkauf als Selbstläufer passe.
Wir Menschen sind Perfektionisten – eine Eigenschaft, die aus evolutionärer Sicht von entscheidender Bedeutung ist. Einst erreichte Standards werden immer und immer wieder in Frage gestellt, um die Latte für die Lebensqualität höher zu legen. Das hat dazu geführt, dass wir heute in einer völlig anderen Welt leben und sogar gerade dabei sind, künstliches Leben zu erschaffen. Wird die Künstliche Intelligenz (KI) zum Gamechanger oder droht uns eine digitale Revolution, die die Welt ins Chaos stürzt?
Wir haben die Übeltäter! Endlich steht fest, wer für die verfehlten Klimaziele geradestehen und den radikalen Gesellschaftsumbau finanzieren muss. Nachdem der Gebäudesektor bei den erlaubten Jahresemissionsmengen erneut in rote Zahlen gerutscht ist, müssen die Immobilienbesitzer notfalls mit Brachialgewalt auf den vorgesehenen Dekarbonisierungspfad gebracht werden. Förderprogramme und Marktanreize? Sind teuer und der Erfolg ist schlecht planbar. Wer sich ein Haus leisten kann, sollte auch das nötige Kleingeld haben, um die klimapolitischen Versäumnisse der Großen Koalition auszubaden.
Blickt man auf die baukonjunkturelle Lage in der Republik, dann stellt man sich zwei Fragen: Kommen die relevanten Branchenindikatoren beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen an und wenn ja – wann ist mit dem Erwachen des größten Bauherren Deutschlands aus der Lethargie zu rechnen? Es ist nämlich nicht lange her, dass die Ampel-Koalition sich heroisch auf die Brust schlagend versprach, pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Fertiggestellt wurden im vergangenen Jahr rund 275.000 Wohneinheiten, etwa 250.000 sind für 2023 zu erwarten.
Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine haben wir Geflüchtete aus Odessa in unserem Haus aufgenommen. Die dreiköpfige Familie, die wenige hundert Meter von einem Militärstützpunkt entfernt lebte, hat bereits in der ersten Nacht des Angriffs die volle Brutalität des Krieges hautnah miterlebt. Bei uns angekommen, fanden sie schließlich den herbeigesehnten Schutz eines freiheitlichen Rechtsstaates. Doch schon beim ersten Behördengang wurde uns klar, dass die suggerierte, grenzenlose Solidarität am Bürokratie-Fels des staatlichen Verwaltungsapparates zu zerschellen droht.
Die Konjunktur ist ein Auf und Ab. Mal geht es volkswirtschaftlich nach oben, mal tritt eine konjunkturelle Abkühlung ein. Nach zehn Jahren BIP-Wachstum in Folge ging 2020 die Wirtschaftsleistung Deutschlands erstmals zurück. Doch nicht im Bauhauptgewerge: hier stieg der Jahresumsatz um 4,9 % gegenüber dem Vorjahr, ein Jahr später gab es eine weitere Steigerung um immerhin 1,0 %. In der Krise hat sich unsere Branche erneut als widerstandsfähig gezeigt, doch der diesjährige toxische Mix aus Preissteigerungen, Lieferschwierigkeiten, Zinserhöhungen und steigenden Lebenshaltungskosten für die Verbrauchen bringt nun auch die Bauwirtschaft ins schwierige Fahrwasser.
Das Coronavirus hat weltweit zu einer schweren wirtschaftlichen Krise geführt. Am Baugewerbe schienen die Auswirkungen der Pandemie jedoch lange Zeit abzuperlen – von wirtschaftlichen Sorgen war in der Branche keine Spur. Umgekehrt: in einem zunehmend angespannten weltwirtschaftlichen Umfeld bildeten die Bauinvestitionen eine wesentliche Stütze für die deutsche Konjunktur. In der Addition der Jahre 2020 und 2021 legten die Bauinvestitionen im Baugewerbe preisbereinigt um 3,2 % zu. Nun stehen die Zeichen auf Kehrtwende.
Die Bauindustrie ist eine der treibenden Motoren für unsere Konjunktur: Mehr als zehn Prozent des deutschen BIP werden für Baumaßnahmen verwendet. Besonders der Wohnungsbau florierte in der letzten Dekade – mit jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Kein Wunder, denn die Finanzierungskonditionen waren attraktiv, die Realeinkommen stiegen und auch der Arbeitsmarkt entwickelte sich positiv. All das führte dazu, dass seit dem Ende der Finanzkrise die Zahl der genehmigten Wohnungsneubauten in Deutschland einen stetigen Anstieg verzeichnete, während sich der Preisindex für die Immobilien in diesem Zeitraum fast verdoppelte.
Ach, waren das noch Zeiten, als man sich noch über die Maskenpflicht aufgeregt, nach Lockerungen gesehnt und auf der Suche nach etwas Normalität insgeheim die auferlegten Kontaktsperren missachtet hat. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges scheint das Thema „Corona“ kaum eine Rolle zu spielen. Nun dreht es sich nicht mehr um einen kleinen, unsichtbaren Feind, der manch einen Aluhutträger zu wilden Theorien und rhetorischen Höchstleistungen motivieren konnte. Die Gefahr ist nun konkreter.
Als Anfang 2020 die Corona-Erkrankungswelle auch nach Europa geschwappt ist, wusste noch niemand, wie radikal die Pandemie unser aller Leben verändern wird. Mit den steigenden Fallzahlen wurden Maßnahmen beschlossen, die zu drastsichen Einschnitten in unserem Alltag führten. Nun sind fast alle Corona-Regeln weggefallen, die pandemieerschöpfte Bevölkerung übt sich in Normalität.
Zu Beginn des dritten Jahres der Corona-Pandemie dominiert nach wie vor große Unsicherheit das Baugeschehen. Trotz aller Zuversicht durch eine anhaltend hohe Nachfrage nach Bauleistungen bleibt die Situation in der Branche unübersichtlich und fragil. Corona ist ein Unsicherheitsfaktor, der die Zukunftsaussichten trübt. Die Lieferengpässe bei Baumaterialien, ungebrochen hohe Rohstoffpreise und Energiekosten auf Rekordniveau bringen die „Konjunkturmaschine“ Baugewerbe ins Stocken. Befragungen zeigen jedoch, dass sich vor allem der Fachkräftemangel zu einem großen Geschäftsrisiko der Baubetriebe entwickelt hat.
Wo gehobelt wird, fallen Späne: Als eine der größten Industrienationen trägt Deutschland wesentlich zur Klimaerwärmung bei. Für rund 2 % der globalen Treibhausgasemissionen sind wir verantwortlich und gehören damit zu den Top 10 der Welt. Doch wir bessern uns, und das nicht erst seitdem eine grüne Partei an der Regierung beteiligt ist. Seit 1990 haben wir unseren CO2-Ausstoß durch verschiedene Maßnahmen zur Emissionsminderung um 40 % gesenkt, allein in 2020 um über 8 % gegenüber dem Vorjahr.
Unser Planet ist am Kollabieren. Vertraut man den statistischen Berechnungen von Gerardo Aquino vom Londoner Alan Turing Institute sowie Mauro Bologna von der chilenischen University of Tarapacá, ist ein katastrophaler Zusammenbruch der Zivilisation kaum zu vermeiden. Auf ganze 10 % beziffern die Forscher unsere Überlebenschancen ein, sollte das globale Bevölkerungswachstum und der Ressourcenverbrauch so weitergehen wie bisher. Diese ungesunde Portion an Pessimismus bekamen die theoretischen Physiker nachdem sie einen der wichtigsten Faktoren untersuchten, die das Klima beeinflussen: die globale Entwaldung.
Über Geschmack lässt sich bekannterweise streiten. Und auch die Kunst liegt im Auge des Betrachters. Das, was sich seit Kurzem in der digitalen Kunstszene entwickelt, übersteigt jedoch jegliche Vorstellungskraft. So hat Twitter-Chef Jack Dorsey im März 2021 eine via Blockchain zertifizierte Kopie seines ersten Tweets verkauft. Die wenig spektakuläre Nachricht „Just setting up my twttr“, die er am 21. März 2006 verfasst hat, war dem Käufer fast 3 Mio. US-Dollar wert. Ein digitales Stück Zeitgeschichte, das skurrilerweise auch nach der Auktion für die Öffentlichkeit sichtbar bleibt.
Dieser Tage wird es wieder deutlich: die Welt ist – um in der Sprache der Branche zu bleiben – ein Sanierungsfall. Trotz zahlreicher, unter Hochdruck entwickelter Impfstoffe stockt überall rund um den Globus der Impffortschritt, weil die einen nicht mehr wollen und die anderen noch nicht können. Knapp 57 % der Deutschen waren Mitte August vollständig geimpft. Noch zu weit weg von impfwilligen Emiratis, deren Impfquote bei 73 % liegt, aber auch deutlich besser dran als die Einwohner Tanzanias, wo nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung den rettenden Pieks in den Arm bekommen hat.
„Schwein gehabt“ haben sich wohl die meisten Akteure im Baugewerbe gedacht, als es sich langsam abzeichnete, dass die Branche ohne einen Super-GAU über die Corona-Zeit kommt. Sicher hatten viele Bauunternehmen zu Beginn der Pandemie mit Verzögerungen im Bauablauf zu kämpfen – sei es weil die Mitarbeiter erkrankt oder wegen Quarantänemaßnahmen nicht arbeitsfähig waren oder weil die neuen Anforderungen an die Hygienekonzepte zeitaufwendige Anpassungen der Prozesse nach sich zogen. Probleme bereitete auch die gekappte Unterstützung aus dem Ausland als die Subunternehmer zeitweise nicht einreisen durften. Doch ein kompletter Stillstand der Baustellen war in Deutschland kaum zu beobachten.
Seit jeher sind Existenzgründer von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Mit Fachkompetenz und einer guten Portion Leidenschaft für die erfolgreiche Umsetzung eigener Ideen ausgestattet, beleben die beruflichen Selbstständigen den Wettbewerb. Sie halten etablierte Unternehmen auf Trab und sind in der Lage, die trägen Firmen vom Markt zu drängen. Sogar in traditionellen Branchen im Handel, Handwerk oder in der gewerblichen Wirtschaft tragen sie dazu bei, die Latte höher zu legen und dadurch sowohl die althergebrachten Strukturen zu modernisieren als auch die Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu fördern.
In § 3 Abs. 1 der Straßenverkehrsordnung ist das sogenannte Sichtfahrgebot niedergelegt. Danach hat der Fahrzeugführer seine Geschwindigkeit u. a. den Sichtverhältnissen anzupassen. Fahren auf Sicht ist auch die Corona-Strategie der Stunde, auf die die Politik seit dem Beginn der Pandemie setzt. Während die Durchhalteparolen die politischen Anheizer genauso penetrant klingen wie zu Beginn der Krise, macht sich bei den Bürgern des Landes eine gewisse Regel-Müdigkeit breit. Wo man sich auf eine ständige Abfolge von Lockdowns und Lockerungen einstellen muss, trifft Entschlossenheitsrethorik nach 14 Monaten Pandemie-Achterbahn auf taube Ohren.
Die Grünen und ihre notorische Art, den „Ewig-Gestrigen“ auf die Finger zu klopfen. Immer mal wieder schwingen Einzelne aus der Partei übermotiviert die ökologische Keule, was bei manch einem aus der Mitte der Gesellschaft für Schnappatmung sorgt. Unvergessen der alberne Vorstoß der damaligen Spitzenkandidatin Göring-Eckardt, einen „Veggie Day“ in öffentlichen Kantinen einzuführen – als eine Art gekochte Weltverbesserung. Der drohende Verzicht auf Schnitzel aus Massentierhaltung hat kurz vor der Bundestagswahl 2013 für ordentlich Wirbel gesorgt und die Partei Stimmen gekostet.
Der Handel ist so alt wie die Menschheit selbst. Die letzten archäologischen Funde deuten sogar darauf hin, dass bereits unsere primitiven Vorfahren Rohstoffe importierten, um bessere Werkzeuge anfertigen zu können. Später sorgte der Fern- und Tauschhandel für den Aufstieg der antiken Hochkulturen und trug im Mittelalter dazu bei, dass Städte gegründet wurden oder an Macht und Bedeutung gewannen. Nun scheint der Handschlag als Ritual zum Abschluss eines Geschäfts seinen Zenit überschritten zu haben.
Ein düsteres 2020 ging zu Ende. Ein Jahr, das sich wie kein weiteres in der jüngsten Geschichte des Landes mit Ausdrücken wie Angst, Unsicherheit, Panik aber auch Ausweg- und Antriebslosigkeit, soziale Distanz und Einsamkeit beschreiben lässt. Wir gaben ein großes Stück unserer Freiheit auf, hatten Sorgen um Existenzen oder berufliche Stabilität, mussten auf Kulturleben, Reisen und Sozialkontakte verzichten oder verloren sogar Menschen aus unserem Umfeld. Das war ein Jahr zum Runterspülen und doch müssen wir heute zähneknirschend nach vorne blicken.
Nun ist es soweit: die von Virologen prophezeite und lang vorhersehbare zweite Corona-Welle hat auch unser Land erreicht. Sprunghaft stieg die Zahl der Neuinfizierten an und ließ den Staatslenkern keine Chance für Zögern und Schönrederei. Es folgte der „Lockdown light“, der harmlos klingt und doch viele, bereits zuvor arg gebeutelte Bereiche hart treffen wird.
Die deutsche Baubranche ist ein Digitalisierungsmuffel. Trotz einschlägiger Veranstaltungen, Messen und Erfolgsmeldungen über die Fortschritte der letzten Jahre kommen die Baufirmen bei ihrer digitalen Transformation nur schleppend voran. Sicher hat die Pandemie den einen oder anderen Marktteilnehmer wachgerüttelt und zum Umdenken verleitet. Die prophezeite Digitalisierungswelle, die auf die Ansteckungswelle folgt, bleibt jedoch aller Voraussicht nach Wunschdenken.
Über Monate galt unsere volle Aufmerksamkeit dem Kampf gegen das Virus und seine Auswirkungen. Milliardenschwere Hilfspakete historischen Ausmaßes wurden geschnürt, damit die strapazierte Wirtschaft nach dem Durchmarsch der Pandemie nicht elendig im Ringstaub liegen bleibt. Klotzen und nicht kleckern hieß die Devise – sowohl bei der Bekämpfung der Flaute mit Geld aus dem Staatssäckel als auch bei den verordneten Einschränkungen der Grundrechte.
Vier Monate ist es her, dass sich Covid-19 auf der Erde ausgebreitet hat. Seitdem sind Millionen Infizierte und Hunderttausende Tote zu beklagen. Nur eine Handvoll Länder, vor allem Kleinstaaten im Pazifik, hat die Pandemie bisher verschont. Der Schuldige für das hohe Tempo und die Wuchtigkeit der Infektionswelle ist schnell ausgemacht: Die Globalisierung sei schuld daran, dass das Virus von einem chinesischen Wildtiermarkt aus die Wohnzimmer der Welt erreichen und ganze Staaten für Monate wirtschaftlich außer Gefecht setzen konnte.
Lange habe ich überlegt, welches Thema ich diesmal angehe. Denn: bei allem Respekt vor der aktuellen Situation geht mir der Informations-Overload in Sachen Coronavirus gehörig auf den Senkel. Kaum ein Sender, der die Thematik nicht bis zum Letzten ausschlachtet; kaum ein Experte, der nicht vor irgendeiner Kamera mit bedrückter Stimme seine düsteren Szenarien vorhergesagt hat. Virologen sind nach Jahrzehnten der Geringschätzung aus unterirdischen Forschungslabors direkt ins Scheinwerferlicht gerückt und zu neuen Medienstars avanciert. So langsam sehnt man sich jedoch nach Normalität.
Endzeitstimmung im Land. Vorbei sind die Zeiten, als Corona nur ein feines Bier war. Heute trägt ein Virus diesen Namen, der bei Teilen der Bevölkerung Deutschlands Anfang März den Überlebensmodus aktiviert hat. Die heile Welt, die bei uns seit dem letzten Krieg herrscht und nur durch die Finanzkrise kurzzeitig gehemmt wurde, scheint nun ernsthaft in Gefahr zu sein. So durchorganisiert und pedantisch wie wir sind, decken wir uns in diesen Tagen mit dem Nötigsten ein, um die schwere Zeit notfalls im Keller des eigenen Reihenhäuschens durchzustehen. Nach den ersten Hamsterkäufen sind bei vielen Discountern Toilettenpapier, Mehl und Salz aus den Regalen verschwunden. Wieso gerade diese Produkte und in dieser Kombination, bleibt ein großes Rätsel. Es herrscht wohl die Zuversicht, dass der Verdauungstrakt auch in den entbehrungsreichen Wochen der heimischen Isolation intakt bleibt.
„Wissen ist Macht“, sagte einst der Philosoph Francis Bacon. Angesichts des aktuell mächtigsten Mannes auf dem Planeten scheint diese Gleichsetzung nicht immer und bei jedem zu stimmen. Dass Wissen ein Grundbaustein des Erfolgs ist, wird allerdings niemand bestreiten wollen. Denn neben dem Einsatz von wirkungsvollen Technologien ist das Know-how eines jeden Mitarbeiters ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg. Und dieses gilt es – vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der innerbetrieblichen Fluktuation – zu bewahren und zu sichern.
Fehler zu machen ist menschlich. Fehler zu wiederholen ist schmerzlich. Dieselben Fehler immer wieder zu machen ist dämlich. Eine Lebensweisheit, die man sofort unterschreiben kann. Kein Mensch ist makellos – um das festzustellen, braucht man nur seinem Partner genau zuzuhören, wenn in der Wohnung mal wieder das Geschirr fliegt. „Trial and error“ war sicher auch die Taktik, um uns Menschen vom urgeschichtlichen Feldbeuter zum hochmodernen Schmollmundposer zu entwickeln. Ein steiniger Weg der ständigen Optimierung und ein Prozess, der auch mit Fehlern einhergeht.
Seit 2017 ist er im Duden zu finden, doch spätestens seit Donald Trumps erster Pressekonferenz als designierter US-Präsident ist der Begriff Fake News in aller Munde. Auch wenn Trump selbst als unerschöpfliche Quelle von Unwahrheiten gilt und seine Twitter-Follower mit stetiger Regelmäßigkeit mit „alternativen Fakten“ versorgt, hat er in einer Sache recht: Die Verbreitung von Fake News ist ein großes Problem der heutigen Zeit.
Abstehende Zöpfe, Sommersprossen, freches Lachen und selbstbewusstes Auftreten: in den 70ern hatte die Buch- und Leinwandheldin Pippi Langstrumpf Vorbildcharakter für die Heranwachsenden weltweit. Sie brachte einen Hauch von Freiheit und Anarchie in die Kinderzimmer, weil sie sich Erwachsenen stoisch-entschlossen entgegenstellte und tagein tagaus tun und lassen konnte, was sie wollte. Fünfzig Jahre später taucht wie aus dem nichts eine weitere Schwedin auf, die innerhalb kürzester Zeit zum internationalen Superstar wird.
Die Welt ist voller Gesetze. Die einen beschreiben die Regelmäßigkeit von Vorgängen in der Natur, die nächsten regeln als Rechtsnormen das menschliche Verhalten, die anderen wiederum geben religiösen Menschen die Lebensordnung vor. Doch keines der Prinzipien dürfte auf so viel Zustimmung stoßen, wie das Gesetz des Scheiterns vom US-amerikanischen Luftfahrtingenieur Edward A. Murphy. Die bekannteste Kurzform seiner Eingebung lautet: „Was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“
Sich auf dem Höhepunkt einer Karriere zurückzuziehen, als Dominator in die Geschichtsbücher einzugehen und als lebende Legende für Inspiration des Nachwuchses zu sorgen – all das sind Weisheiten, an denen schon viele Berufsathleten gescheitert sind. Denn die Realität ist oft geprägt von alternden Sportlern, die sich an Erfolge der Vergangenheit klammern, dabei jedoch nur noch ein Schatten ihrer selbst sind. Auf der Jagd nach dem letzten großen Paukenschlag werden sie nicht von ihren Gegnern, sondern vom eigenen Körper besiegt.
Achtung: dieser Artikel und alle anderen auf unserer Webseite wurden von einem Menschen geschrieben. Das merken Sie spätestens dann, wenn Sie auf die ersten Rechtschreibfehler in den Fließtexten stoßen, die natürlich bewusst platziert wurden, um genau das zu bezeugen. Hier hat sich also tatsächlich ein Redakteur am PC abgemüht. Klingt selbstverständlich, ist es seit einigen Jahren aber nicht mehr. Denn: Überall auf der Welt sind inzwischen vollautomatisierte Textgenerierungssysteme im Einsatz. Algorithmischer Journalismus ist heute der letzte Schrei in der Branche.
Was würde ein technisch versierter Mensch wohl tun, wenn er nach 30 Jahren aus dem Koma erwacht? Wieder bei klarem Verstand, würde er über den Fortschritt rundum wohl nicht mehr aus dem Staunen kommen: Moderne IT in den Büros, Roboter und vollautomatisierte Bearbeitungszentren in den Fabriken, Smart Home statt Eiche rustikal, E-Commerce anstelle von Tante-Emma-Läden und eine Welt, die vom Geist der Digitalisierung durchtränkt ist. Dann besucht er eine Baustelle und fühlt sich zurückversetzt in die „guten alten Zeiten“. Zumindest auf den ersten Blick ist wenig Neues erkennbar: Bewährte Technik im neuen Kleid, Baupläne auf DIN A3 und Zettelwirtschaft im Baubüro.
Ich mag diese erfrischenden Unterhaltungen im Zug. Mit wildfremden Menschen, die einen freundlich aus dem Halbschlaf smalltalken. Die Krönung der Glückseligkeit ist erreicht, wenn eine oberflächliche Plauderei in einen Dialog mit schweren Themen mündet, die vollste Konzentration erfordern. Ein Thema wie Nachhaltigkeit zum Beispiel. Darüber wollte meine Sitznachbarin mehr wissen, nachdem sie erfuhr, dass ich mich auf dem Rückweg von der Messe BAU in München befand. Sie konnte nicht wissen, dass mir jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken läuft, sobald ich diesen Begriff zu hören bekomme. I
Da ist es wieder: Eine wichtige Branchenveranstaltung macht sich den Fachkräftemangel zum Schwerpunktthema. Eine Podiumsdiskussion soll das Problem aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und Lösungswege aufzeigen. Zu laut scheinen die Alarmglocken inzwischen zu läuten, zu verzweifelt die Lage auf dem Markt zu sein: Einer aktuellen Umfrage der IHK nach würden 79 % der Unternehmen des Baugewerbes den Fachkräftemangel als größtes Risiko einstufen. Seit Jahren schon scheiden sich an diesem Thema die Geister. Aber wie groß sind die Probleme wirklich?
Seit beinah einer Dekade haben Verkaufsmakler, Finanzvermittler und Banken wieder gut lachen: die Investition in „Betongold“ ist dank der Nullzinspolitik der EZB heute so attraktiv wie selten zuvor. Die Zinsen für Immobilienkredite befinden sich auf einem historisch niedrigen Niveau und sorgen damit für einen blühenden Handel. Aber es gibt einen Hacken: mit dem Anstieg der Nachfrage sind auch die Kaufpreise massiv in die Höhe geschnellt. Eine Entwicklung, die sowohl den Kreditinstituten als auch den frischgebackener Eigenheimbesitzern die Feierstimmung ordentlich verderben kann.
Mehr als 100 Semester hatte ein Medizinstudent der Uni Kiel auf dem Buckel, als er seine Vorprüfung bestand. Der heute fast 80-jährige hatte sich 1957 an der Uni eingeschrieben, im gleichen Jahr schossen die Sowjets mit dem Sputnik den ersten Satelliten ins All und eröffneten damit das Zeitalter der Raumfahrt. Dieser Uni-Rekord ist sicher ein Fall für das Kuriositätenkabinett, trotzdem gehört lebenslanges Lernen – richtig interpretiert – heute dazu, um als Gesellschaft, Unternehmen oder Individuum wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wer den letzten Schlagabtausch zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel mitverfolgt hat, weiß, wie stark wahlkampfgetrieben Brachial-Rhetorik und politische Entscheidungen sein können. Dabei geht es bei diesem Titanengefecht gar nicht um Ausländer. Es geht um die Gutmensch-Politik der Kanzlerin, welche die bayerische Schwesterpartei Wählerstimmen kostet. Nach dem miserablen Ergebnis bei den Bundestagswahlen müssen die Christsozialen in ihrer traditionellen Hochburg Niederbayern unbedingt wieder punkten, damit die absolute Mehrheit bei den kommenden Landtagswahlen in Bayern verteidigt werden kann. Dafür ist jedes Mittel recht und dafür hat sich der ewige Querulant Horst Seehofer mit einem „Masterplan Migration“ bewaffnet, der Humanität und Ordnung in Einklang bringen soll. Der Asylstreit als Wahlkampf-Show der CSU – ein ganz großes Kino „Made in Bayern“.
Vor Kurzem hat mir mein neunjähriger Sohn seinen Berufswunsch offenbart: Astronaut möchte er werden, so wie wohl viele Heranwachsende vor ihm. Dafür will er gut in der Schule sein und wäre sogar bereit, sich nach und nach von seinen Kuscheltieren zu trennen. Schließlich geht es auch darum, beim langen Trip zum Mond unnötiges Gewicht einzusparen. Astronaut also – ein Klassiker unter den Traumberufen, dachte ich mir und wurde schnell eines besseren belehrt. Denn fragt man ältere Jungen und Mädchen, was sie nach der Schule werden möchten, dann taucht plötzlich ein ganz neuer Berufszweig auf: Influencer sind die neuen Superstars unserer Zeit.
Mensch, waren das düstere Zeiten! Schon wenige Jahre nach den Freudentänzen auf der Mauer begann im wiedervereinigten Deutschland eine Baurezession, die ein ganzes Jahrzehnt andauern sollte. Die lange Talfahrt der Branche hat Opfer gefordert: mit Konzernen wie Philipp Holzmann oder Walter Bau gingen bedeutende Schwergewichte komplett unter. Weitere Bauriesen wie Hochtief sind dank laxem Schutz vor Übernahmen heute mehrheitlich in ausländischen Händen.
Wer hätte es vermutet, dass die VW-Abgasaffäre eine weitreichende Krise in der Automobilindustrie auslöst? Damals dachte man: Pech für VW und die Bestrebungen, einen Markt für den Selbstzünder zu begeistern, in dem der Anteil der Diesel-Pkws bei etwas über einem Prozent liegt. Eine kurzlebige Schlagzeile – nicht mehr und nicht weniger. Doch der Trubel rund um die Abgasmanipulationen führte in den Monaten danach dazu, dass das Problem der überhöhten Stickoxidwerte immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit erregte. Heute ist die Technologie, die seit 125 Jahren mit einem gegenüber anderen Verbrennungsantrieben besseren Wirkungsgrad und geringerem Verbrauch punktet, in Verruf geraten.
Wird man beim Smalltalk mit osteuropäischen Journalisten nach dem Wohnort gefragt, dann darf man sich als Beinahe-Stuttgarter fast schon zum Staraufgebot der Veranstaltung zählen. Es folgen freundliches Schultergeklopfe und Diskussionen darüber, wieso man in der Lada-Stadt Togliatti so wenig von Formschönheit und Qualität der Autos versteht. Sicher – die deutsche Autoindustrie ist unser ganzer Stolz und die Schlüsselbranche des Landes. Und damit auch ein Fall für die höchste Ebene: Bis auf die Grünen, die mit abenteuerlichen Aussagen über die zügige Abschaffung des Verbrennungsmotors die Autobosse ärgern, hat das Wohlergehen der Automobilbranche für die große Politik traditionell einen hohen Stellenwert.
Wieder ist es soweit, es naht die schöne Weihnachtszeit: Das Fest der Liebe und der unausweichlichen Kontoplünderungen im Dienste der Familienharmonie. Auf Marktplätzen, in Einkaufszentren und selbst beim Chinesen um die Ecke stehen gigantische Weihnachtsbäume, geschmückt mit Kitschkugeln in sämlichen RAL-Farben. Der Geruch von Zimt und billigem Glühwein liegt über der Stadt, während in heimischen Gärten beleuchtete Plastik-Weihnachtsmänner samt Dienstfahrzeug für festliche Stimmung und saftige Stromrechnungen sorgen. Angesichts des eskalierenden finanziellen Fiaskos neigt der Familienvater dazu, die eine oder andere preisoptimierte Geschenkalternative unter die Nordmanntanne zu legen. Weil er weiß – sein Finanzberater hält nichts von der Nächstenliebe.
Das Sprichwort „Zeit ist Geld“, das kein Geringerer als Benjamin Franklin in die Welt setzte, klingt nach fast drei Jahrhunderten inflationären Gebrauchs – vom Marktschreier bis zum Hedgefonds-Manager – recht abgelutscht. Und doch passt dieser Ausdruck exakt in die moderne Welt der westlichen Hemisphäre, wo sich monochron geprägte Kulturen wie Deutschland unentwegt um den letzten Prozentpunkt an Effizienzgewinn bemühen. Im hektischen und digitalisierten Alltag wird die Zeit zum wertvollsten Gut, das sowohl im beruflichen als auch privaten Kontext sinnvoll eingesetzt werden will.
Ich gebe es ehrlich zu: ich mag diese Art von Filmen, in denen Aliens wie aus dem Nichts auftauchen und die menschliche Spontanität und Problemlösungskompetenz auf die Probe stellen. Oder aber die Blockbuster à la „Terminator“, wo eine künstliche Intelligenz namens Skynet ein Bewusstsein entwickelt und zu einer echten Bedrohung für die Menschen wird. Ich spüre jetzt schon das Entsetzen meiner kreativen Wegbegleiter über meine geschmackliche Entgleisung, aber die beliebten Apokalypsen der Filmgeschichte bringen neben dem simplen Unterhaltungsaspekt auch konkrete Beschreibungen optionaler Zukünfte. Und das ist etwas, womit man sich auch intellektuell durchaus auseinandersetzen kann.
Eine kleine Gedenktafel am Straßenrand erinnert heute an das Unglück von Rana Plaza, bei dem in Bangladesch im April 2013 ein neunstöckiges Fabrikgebäude zusammenbrach, über 1.100 Menschenleben unter sich begrub und über 2.000 Verletzte forderte. Ein viel zu hoher Preis für Billigklamotten. Diese Tragödie steht symptomatisch für die desolaten Arbeitsbedingungen in der Textilbranche, wo das Machtgefälle so stark ist, wie wohl in keiner anderen Branche der Welt. Vielen Verbrauchern hat der Medienrummel um dieses Unglück erst deutlich gemacht, dass ein 5-Euro-T-Shirt neben dem glücklichen Schnäppchenjäger und dem milliardenschweren Textilriesen auch den einen oder anderen Verlierer hervorbringt.
Etwas unheimlich ist es schon: Die Geräuschkulisse einer Werkhalle zeugt von Energie und Tatkraft und doch kann vom typischen, emsigen Treiben eines Produktionsbetriebes nicht die Rede sein. Es fehlen die Hauptakteure – Arbeiter, die durch ihre Erfahrung, Geschick und Muskelkraft seit jeher für die Wertschöpfung im Herstellprozess zuständig sind. Stattdessen wird die Halle von scheinbar herrenlosen Maschinen bevölkert: Autonome Stapler und Schweißroboter bewegen sich wie von Geisterhand, Werkzeugmaschinen und riesige Bearbeitungszentren formen eigenständig matte Rohlinge zu glänzenden Werkstücken um.
Bahnhöfe, Flughäfen, öffentliche Gebäude – überall sind heute Kameras zu finden. Die Vorteile der Videoüberwachung sind auf den ersten Blick offensichtlich: so können gefährliche Orte mit relativ wenig Personaleinsatz kontrolliert werden. Die Exekutive setzt dabei auf Prävention und hofft, dass mögliche Rechtsverstöße unter dem wachen Auge der Gesetzeshüter gar nicht erst vollzogen werden. Rund 8.000 Kameras, die in Deutschland in der Hand der Bundespolizei sind, sollen potenzielle Täter abschrecken und dazu beisteuern, ihre Überführung zu erleichtern. Soviel zur Theorie. In der Praxis ist der Nutzen der Überwachung durchaus fraglich.
Wer kennt nicht dieses Gefühl von der Zeit, die mit jedem Lebensjahr immer schneller zu vergehen scheint? Aus Kindern werden Jugendliche und spätestens im Erwachsenenalter, mit den ersten Alterserscheinungen kommt die ernüchternde Erkenntnis, dass unser Lebensweg keine Endlosschleife ist. Diese Vergänglichkeit der Zeit treibt die Menschheit an, diverse physikalisch-mathematische Tatsachen kritisch zu hinterfragen. Seit Einsteins Relativitätstheorie und des damit zusammenhängenden Zeitdehnungseffekts sind wir verknallt in die Idee, die Uhr des Lebens zurückdrehen zu können.
Die Digitalisierung hat uns fest im Griff. Wie wir einkaufen, unsere Freizeit gestalten, mit Menschen kommunizieren oder auf dem Laufenden bleiben – all das wird schon seit Jahren von Bits und Bytes geprägt. Die Geschwindigkeit unseres Alltags hat sich seit dem Siegeszug des Internets und der Entwicklung der sozialen Netzwerke vervielfacht. Nun weicht die anfängliche Neugier hier und da dem Wunsch, sich von der digitalen Umklammerung zu lösen und die weiße Fahne zu schwingen. Sogar Facebook-Fetischisten der ersten Stunde sehnen sich nach dreizehn Jahren wilder Gefällt-mir-Drückerei zurück ins Tal der Ahnungslosen, um Pseudo-Freunden und der virtuellen Realität zu entgehen.
Nur Bares ist Wahres. Dieser Spruch riecht in unserer digitalen Bezahlwelt leicht nach Schimmel und doch hängt ein großer Teil der Deutschen an Schein und Münze. Mindestens acht Millionen müssen es sein, denn das ist die Anzahl derer, die schwarz arbeiten. Es handelt sich um schmutziges Geld – nicht nur deswegen, weil eine europäische Banknote in puncto Bakterienvielfalt sogar einer Petrischale locker Konkurrenz machen könnte. Schwarzarbeit schädigt unser Sozialsystem, vernichtet Arbeitsplätze und untergräbt die Wirtschaftsordnung und ist daher alles andere als ein Bagatelldelikt.
Was treibt einen Menschen dazu, in ein überfülltes Schlauchboot zu steigen, um sich von einem hauptberuflichen Ziegenhirten und nautischen Laien über das offene Meer nach Europa navigieren zu lassen? Die Motivation ist aus der Perspektive eines wohlstandsverwöhnten Europäers wahrlich schwer zu begreifen, während Hunderttausende Flüchtlinge sich den Gefahren eines Exodus aussetzen, um das gelobte Land zu erreichen. Ist es die Rolex am Handgelenk, für die ein syrischer Vater sein Leben und das seiner ganzen Familien auf Spiel setzt oder womöglich die Aussicht auf die Nobelkarosse vor der eigenen Stadtvilla? Gut möglich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass seine Gedanken den Zustand der Bodenständigkeit zu keinem Zeitpunkt verlassen, während rundum die Bomben fallen. Realistisch ist, dass er im täglichen Kampf ums nackte Überleben die Existenzbedürfnisse seiner Nächsten sicher will. Selbstredend ist, dass der alte Kontinent den sichersten Hafen dafür bietet.
So lautete das Kommando des auch außerhalb der Fangemeinde bekannten Captain Kirk, der mit seinem Raumschiff über Jahre Fleiß, Ausdauer und Kampfgeist bewies, um fremde Galaxien, neues Leben und neue Zivilisationen zu erforschen. Der leitende Ingenieur Scotty betätigte daraufhin die Regler am Pult und die USS Enterprise beschleunigte einen Lidschlag später auf komfortable Reise-Lichtgeschwindigkeit. Und stand einmal ein Dinner mit den chronisch missmutigen Klingonen auf dem Tagesplan, dann ging das ohne große logistische Verrenkungen. Scotty bemühte den Transporter und beamte die stolzen Krieger im Nullkommanichts auf das Schiff.
Ganz nach dem Motto „Nach uns die Sintflut“ hat sich die Mehrheit der älteren Generation Großbritanniens gegen den Verbleib des Landes in der EU entschieden. 61 % der über 65-jährigen Briten haben für den Austritt gestimmt, wohingegen 75 % der 18- bis 24-jährigen für den Verbleib votierten. Ein Sieg der Emotion über die Vernunft, der Vergangenheit über die Zukunft. Viele junge Briten fühlen sich ihrer Chancen in einer immer globalisierteren Welt beraubt. Nun müssen sie mit den langfristigen Folgen des Brexit leben, während ihre Großeltern sich im Herbst ihres Lebens voll und ganz der Teekultur widmen können.
Sein Leben nach seinen Vorstellungen zu gestalten, ist unser aller Wunsch. Doch die eigene Erfahrung zeigt, dass Selbstbestimmung ohne Einwirkungen von außen so gut wie unmöglich ist. Unsere individuellen Entscheidungen werden von der Gesellschaft beeinflusst; wir sind und werden von unserer Umwelt geprägt – und das von Kindesalter an. Schon in der Schule begeben wir uns auf die Suche nach einer Gruppe, der wir uns zugehörig fühlen. Der Veränderungsprozess kann zügig einsetzen: Ob bei den Strebern, den Coolen, den Sportskanonen oder den Modefreaks – für den Halt der Gruppe gibt man einen Teil der eigenen Persönlichkeit auf und fängt an, sich der Mehrheit zu beugen.
Es ist wieder soweit: Die weltgrößte Messe Bauma nähert sich mit großen Schritten ihrem Eröffnungstermin. Monate und Jahre akribischer Vorbereitung der Firmenlenker, Vertriebsleiter, Produktmanager und Ingenieure kuliminiert an den Ständen der Hallen und an den Freiflächen. Jetzt nur noch die Maschinen richtig positionieren, auf Hochglanz bringen, die Firmenkrawatten zurechtrücken, ein verkaufsförderndes Lächeln aufsetzen und darauf hoffen, dass möglichst viele der erwarteten 550.000 Messebesucher in Staunen versetzt werden können. In Verkaufsgesprächen werden neue Produkte angepriesen, die ihre wenige Jahre alten Vorgänger – nicht selten die unangefochtenen Stars der letzten Bauma – in den Schatten stellen.
Beim Erdöl läuft es seit langem nicht mehr wie geschmiert. Sein Preis ist seit dem Sommer im freien Fall und verharrt inzwischen auf historischem Tiefstand. Mt 35 Dollar pro Barell ist das Öl der Nordseesorte Brent heute so billig wie seit 12 Jahren nicht mehr. Mit umgerechnet 22 Cent pro Liter ist das einstige schwarze Gold günstiger als eine Flasche Wasser beim Discounter. Nun stellt sich die Frage: Wie konnte es dazu kommen, dass der Preis des wohl wichtigsten Rohstoffs der Industrienationen derart an Boden verliert, wo es doch immer hieß, seine Vorkommen seien begrenzt und sein Zeitalter neige sich dem Ende zu? Ist der aktuelle Ramschpreis ernsthaft die realistische Bewertung eines angeblich knappen Guts?
Man staunt nicht schlecht, wenn man zum ersten Mal vor der ägyptischen Cheops-Pyramide steht. Es scheint unglaublich, dass dieses etwa 4.600 Jahre alte Bauwerk von Menschenhand errichtet wurde. Die Perfektion ist atemberaubend: Die Pyramide ist genau auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, die Seitenlängen sind bis auf wenige Millimeter übereinstimmend. Auch die Logistik rund um das Bauprojekt fasziniert. Mehrere Tausend Arbeiter waren zeitgleich und über 20 Jahre lang auf der Baustelle beschäftigt. Sie transportierten die tonnenschweren Steine vom Hafen, brachten sie in Form und später in die endgültige Position im Bauwerk.
Mann, Mann, Mann – da hat sich Volkswagen mit den geschönten Abgastests ein dickes faules Ei ins Nest gelegt. Groß war der Aufschrei als die amerikanische Umweltbehörde EPA vor zwei Monaten herausfand, dass der Autobauer bei seinen Dieselfahrzeugen eine Manipulationssoftware einsetzte. Nach dem darauffolgenden medialen Beben und einer Talfahrt der VW-Aktie ist die ganze Bandbreite des Schadens immer noch nicht absehbar. Auf den Konzern könnten hohe Milliardenkosten wegen Bußgeldern und Strafzahlungen zukommen – die Kosten der technischen Nachbesserungen nicht eingerechnet. Doch das ist nur der Auftakt. Da zwischen der Bestellung und Auslieferung der Fahrzeuge mehrere Wochen oder sogar Monate liegen, dürfte sich bald auch ein deutlicher Absatzrückgang bei VW bemerkbar machen.
Kennen Sie ihn, diesen Moment absoluter Stille? Wenn man plötzlich nichts mehr um sich herum wahrnimmt außer dem eigenen Herzschlag, dem Blubbern des Verdauungstrakts und dem Pfeifkonzert der Raucherlunge? Etliche Menschen werden eine solche Erfahrung seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht haben. Wie auch? Die Geräuschkulisse der Großstadt ist an Penetranz und Vielfalt nur noch von der breiten Geruchspalette eines oberbayerischen Bauernhofes zu toppen. Und in ländlichen Gegenden erinnert der Glockenschlag einer Kirchturmuhr auch nachts gerne an die Zeitlichkeit des Daseins. Man muss schon weit reisen, um dem Gehör endlich Ruhe zu verschaffen.
Spätestens seit den Enthüllungen der NSA-Affäre wissen wir: Die Überwachung jedes Einzelnen von uns gehört zu den perversen Nebenwirkungen der digitalen Gegenwart. Den gestörten Voyeurismus-Drang der Geheimdienste für einen Augenblick ausgeblendet, stellen wir fest, dass die Überwachung heute maßgeblich von der privaten Wirtschaft geprägt und von der breiten Masse der Verbraucher gewollt oder zumindest gedultet wird. Unser größter Kontrollfreak werkelt in unserer eigenen Tasche. Mit Sensoren vollgepackt und durch Apps ergänzt, verrät das Smartphone permanent und zuverlässig die Daten seines Geräteinhabers, so z. B. den Aufenthaltsort.
Zeit zu haben, ist Luxus. Das ist die Variante der Prunksucht, die man sich auch mit einem Durchschnittsgehalt leisten kann. Zumindest im Urlaub nimmt sich der käseweiße und ausgepowerte Mitteleuropäer vor, in den Entspannungsmodus zu gehen. Neue Rekorde im Schnellduschen und -früstücken werden bis auf weiteres ausgesetzt, Zeit zu haben wird zelebriert. Dem Müßiggang wird gefrönt und wir schauen nicht mehr auf die Uhr – bis der erste Termin uns wieder in die Realität der streng getakteten Welt katapultiert.
Der Energiehunger der Menschheit führt zu einer dramatischen Verknappung weltweiter Schlüsselressourcen. Grund dafür ist nicht nur der steigende Bevölkerungswachstum, sondern auch der hohe Verbrauch von Energie in Industrieländern. Auch China hat einen Anteil daran: Auf ihrem Weg zur Wirtschaftsmacht gehen die Asiaten energiepolitisch über Leichen und lassen jegliche Effizienz im Umgang mit dem knappen Gut missen.
Man sah sie schon von Weitem kommen. Mit der Totenkopffahne am Mast gaben sie wenig Raum für Fehlinterpretationen – die Absichten waren unmissverständlich, der Ausgang des Angriffs vorherzusehen. Piraten erlebten im 17. Jahrhundert während der Kolonisierung Amerikas durch Spanien und Portugal ihre Blütezeit und strahlen auch heute noch eine gewisse Faszination aus. Das Handeln ihrer modernen Nachfahren dagegen ist fern jeder romantischen Verklärung der einstigen Freibeuterei auf See: Die einen kapern schwer bewaffnet als maritimer Zweig des organisierten Verbrechens ausländische Schiffe und Tanker, die anderen treiben in den Landtagen der Republik ihr Unwesen.
Hinaus in die Nacht, in einem Satz über den Absperrzaun, an den Wachleuten vorbei und dann völlig ungesichert hoch hinauf auf das Gebäude, Windrad oder die Antenne – je höher, desto besser. Ein Selfie am Abgrund krönt den Abschluss der lebensgefährlichen Aktion, bei der Extremkletterer, auch „Roofer“ genannt, nicht nur Kopf und Kragen, sondern ihr Leben riskieren. Jugendlicher Leichtsinn? Schon möglich, doch auch Menschen jenseits des hormongesteuerten Alters setzen sich freiwillig Gefahren aus, die bei anderen nur angstbedingten Schweißausbruchauslösen würden. Was tut man nicht alles für den ultimativen Adrenalin-Kick?
Müll gibt es schon so lange wie es die Menschheit gibt. Es zu produzieren, ist eine rein menschliche Eigenheit. Anders als im Tier- und Pflanzenreich, wo ein perfekter geschlossener Kreislauf herrscht, haben wir auch im Zeitalter der Übertechnisierung und Digitalgedöns keine mustergültige Lösung für die Abfallbeseitigung finden können. Und an ernst gemeinter Abfallvermeidung, die im Übrigen kontraproduktiv zum Wachstumsgebot als Lebenselement einer funktionierenden Marktwirtschaft steht, gibt es in unseren Breitengraden keine redenswerte Lobby.
Kollegen und Vorgesetzten ist er ein Dorn im Auge. Der betagte Angestellte Günther, der seit einem gefühlten halben Jahrhundert das letzte Büro im Gang bevölkert und seiner Arbeit zwar routiniert, doch alles andere als motiviert nachgeht, wirkt mit seinem großkarierten Sakko und der Herrenhandtasche wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Damals, als er noch Haare auf dem Kopf hatte, hat er sich einen guten Vertrag ausgehandelt. Die Arbeitsbedingungen waren besser, es gab weniger Hektik im Job und Rentner auf den Schultern. Mit dieser Einstellung und der Gewissheit, nur noch einige Jahre „durchhalten“ zu müssen, kommt er auch heute noch ins Büro, während sich alles andere um ihn herum verändert hat.