ROBUSTA-GAUKEL GMBH & CO. KG
Anschrift:
Brunnenstraße 36
71263 Weil der Stadt (Hausen)
Deutschland
Im Januar 2022 wurde das Produkt ConFlex zum Gewinner des letztjährigen bpzPraxis Awards auserkoren. Die sichere und effiziente Konstruktion zum Versetzen von Baustellen-Containern überzeugte die Bauunternehmer: Aufgrund des großen praktischen Nutzens erhielt die Lösung die meisten bpz-Leserstimmen. Auch sonst ist Robusta-Gaukel für seine Kompetenz im Bereich der Baustelleneinrichtung bekannt. Mit dem Kaufmännischen Leiter Dietmar Bahlinger und dem Technischen Leiter Johannes Lißner sprach die bpz über die neuesten Innovationen des Familienunternehmens aus Weil der Stadt, aber auch über die Schwierigkeiten, welche die aktuelle Lage für mittelständische Industriebetriebe mit sich bringt.
bpz: Seit Monaten ist die Branche von einer Verknappung von Rohstoffen betroffen; seit dem Beginn des Ukraine-Krieges sind die Kosten für Energie und Stahl auf historischem Hoch. Wie meistern Sie die Lage?
Bahlinger: Die Situation auf den Beschaffungsmärkten stellt natürlich auch uns vor sehr große Herausforderungen. Dank der langjährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern gelingt es uns bisher, größere Ausfälle in der Lieferbereitschaft zu verhindern. Positiv macht sich hier auch bemerkbar, dass wir möglichst auf regionale Partner zurückgreifen und die Lieferketten kurz halten. Leider lässt es sich nach der explosionsartigen Preisentwicklung, vor allem bei Stahl, nicht vermeiden einen Teil dieser Mehrkosten auch an unsere Kunden weiterzugeben.
bpz: Vor diesem Hintergrund stehen produzierende Unternehmen besonders im Fokus, wenn es um die Umsetzung der Energiewende geht. Beteiligt sich Robusta-Gaukel an Lösungen für den Klimaschutz? Wurden evtl. eigene Energiekonzepte realisiert?
Bahlinger: Der verantwortungsvolle und schonende Umgang mit Ressourcen liegt uns schon sehr lange am Herzen. Unser Ansatz für den Klimaschutz liegt in einem Bündel abgestimmter Detailmaßnahmen zur Energieeinsparung und dem Einsatz regenerativer Energien. Der Hauptenergieträger in unseren Fertigungsprozessen ist elektrischer Strom. Daher haben wir bereits seit 2011 die Dächer unserer Fertigungshallen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und sind heute in der Lage bis zu 70 % des benötigten Stroms selbst zu produzieren. Unser moderner Maschinenpark ist mit energieeffizienten Fertigungseinrichtungen ausgestattet und wird regelmäßig in Hinblick auf Energieeinsparungen analysiert. Bürogebäude sowie Produktions- und Lagerhallen wurden in den letzten Jahren unter energetischen Gesichtspunkten systematisch modernisiert und z. B. sämtliche Beleuchtungseinrichtungen durch LED-Leuchten ersetzt. Darüber hinaus legen wir bereits bei der Entwicklung unserer Produkte großes Augenmerk auf die Langlebigkeit und Reparierbarkeit der Produkte, um einen möglichst langen Einsatz zu ermöglichen.
bpz: Robusta-Gaukel hat sich u. a. auch als Spezialist für individuelle Baustellenlösungen einen Namen gemacht. Sind die modernen Projekte mit Standardlösungen aus Baukastensystemen, z. B. im Bereich Schalungsbau, nicht umsetzbar?
Lißner: Mit Standard-Schalungsteilen kann man heutzutage viele geometrische Betonformen realisieren. Es gibt jedoch bei allen größeren Bauvorhaben Bereiche, die speziell entwickelte Sonderlösungen erfordern. Wir legen dabei großen Wert darauf, so weit wie
möglich Standard-Material als Grundlage für die Sonderformen zu verwenden. Dies bedeutet für unsere Kunden eine Mischung aus Miet- und Kaufteilen und hilft damit, die Sonderlösungen für unsere Kunden möglichst kostengünstig zu realisieren.
bpz: Für das Großprojekt Stuttgart 21 hat Robusta-Gaukel Spezial-Lösungen geliefert. Was genau wurde von Ihnen entwickelt und worin bestand die besondere Herausforderung?
Lißner: Es gab gleich mehrere komplexe Anforderungen zu lösen. So z. B. bei der Neuentwicklung der Kelchstützen-Unterrüstung: Da die meisten Kelche planmäßig schief stehen, mussten die Unterstützungstürme in gleichem Maße schief aufgestellt werden. Dafür wurde die spezielle Unterrüstung der Kelchstützen komplett neu entwickelt. So konnten die Einrichtarbeiten beim Einschalen schnell und einfach durchgeführt werden. Damit die sehr kleinen Toleranzen der 12 radial verlaufenden Fugen eingehalten werden konnten, wurden die Turmeinheiten in der Höhe zweigeteilt ausgeführt. Damit ist es möglich, den Turm mit einer Toleranz von +/-5cm mit dem Plattformwagen auf den geneigten Boden aufzustellen. Die endgültige Feineinstellung erfolgte in der zweiten Ebene durch entsprechendes Justieren der oberen Turmeinheit.
Zusätzlich wurden für die hydraulisch betriebenen Schwerlast-Plattformwagen spezielle Hubzylinder nach allen Richtungen schwenkbar angeflanscht, mit denen die einzelnen Lasttürme komplett mit der Holzschalung kranlos zum nächsten Einsatzort bewegt werden. Für die Deckenbereiche zwischen den Kelchen, die sog. Schwindgassen, wurde eine spezielle Schwerlast-Rahmenkonstruktion entwickelt. Diese ist mit Aufnahmevorrichtungen ausgestattet, wodurch die Schwindgassen ebenfalls mit dem Plattformwagen kranlos versetzt werden können.
Um die statische Berechnung durchführen zu können, bestand die besondere Herausforderung in der realistischen Erfassung der komplexen, mehrfach gekrümmten Schalungsoberflächen. Für eine exakte Nachbildung im Finite-Elemente Programm mussten mehrere Tausend Koordinatenpunkte erfasst und in ein Polygonalnetz umgewandelt werden. Eine weitere Herausforderung stellten die unterschiedlich geneigten Kelchstützen dar, mit einem Höhenunterschied von mehr als 4 m zwischen der kleinsten und größten Höhe. Dies konnte durch die
Einstellmöglichkeiten der Unterrüstung ausgeglichen werden.
bpz: Im Rahmen des bpzPraxisAwards 2021 haben wir den Lesern ConFlex vorgestellt – eine Lösung zum Versetzen von Baustellen-Containern, die auf großen Zuspruch stieß. Was kann ConFlex?
Lißner: Bei größeren Bauvorhaben werden Baustellencontainer aus Platzgründen regelmäßig aufeinandergestapelt. Ein besonders heikler Punkt im Hinblick auf die Arbeitssicherheit ist das An- bzw. Abschlagen des Krangehänges in der zweiten oder gar noch höheren Ebene. Direkt an der Absturzkante muss der Bediener die Kranhaken aushängen. Ohne Geländer-Absturzsicherung läuft er über das Containerdach – ein hohes Risiko. Der ConFlex ermöglicht ein sicheres Versetzen von Baustellencontainern: die Dachfläche muss nicht mehr betreten werden. Die komplette Bedienung erfolgt immer vom sicheren Boden aus. Der ConFlex-Transportrahmen ist an allen 4 Ecken mit Twistlocks ausgestattet, die mittels Seilen vom Boden aus verriegelt und wieder gelöst werden können. Eine deutlich sichtbare Fahne zeigt an, ob der Twistlock korrekt in die Transportstellung eingerastet ist. Bei angehängter Last sind die 4 Twistlocks stets sicher verriegelt, ein versehentliches Öffnen durch Ziehen am Seil ist ausgeschlossen!
bpz: In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich Robusta-Gaukel einiges an Kompetenz im Betonbau erarbeitet und mit der einen oder anderen Innovation sicherlich Achtungszeichen gesetzt. Auf welche Entwicklung sind Sie besonders stolz?
Lißner: Besonders stolz sind wir auf unsere Innovationen. Wir waren die Ersten, die noch vor dem Jahr 1990 mit der Vermietung von Rundstützenschalungen begonnen haben. Noch heute sind wir die Einzigen, die im Mietstandard Schalungen bis zum Durchmesser 1.200 mm anbieten. Daneben sind es die kleinen aber feinen Helfer auf den Baustellen, die es weltweit nur bei uns gibt. Hier denke ich an unseren Winkelkonus DW 15 und DW 20 mm: Bei vielen Schalungsarbeiten gibt es immer wieder Problemstellen an gevouteten oder nicht parallel zueinander angeordneten Schalflächen. Der Winkelkonus lässt sich individuell an schrägen Spannstellen einsetzen und bietet somit eine optimale Lösung für Sichtbetonprobleme. Auch unsere Schnellspannmutter SSM erleichtert die Arbeit auf der Baustelle. Die Mutter kann einfach über den Schalungsanker geschoben oder abgezogen werden – kein Schrauben erforderlich. Aufgrund meiner langen Betriebszugehörigkeit fallen mir natürlich viele Meilensteine ein, so auch die Entwicklung der ersten zug- und druckfesten Schrägstütze durch Herrn Gaukel sen. Oder die Entwicklung und Vermietung der ersten Abstützböcke für einhäuptige Wände bis 9 m Höhe. Robusta-Gaukel ist die einzige Firma, die bereits seit 1982 eine bauaufsichtliche Zulassung für die Robusta-Gerüstverankerung vorweisen kann. Last but not least nicht zu vergessen die legendäre Robusta-Gewindehülse zur Verankerung der weltweit genutzten Schalungsanker DW 15 mm.
bpz: Die Baubranche ist im Wandel: Neben dem Digitalisierungsdruck und dem Fachkräftemangel sind in den letzten beiden Jahren einige neue Herausforderungen dazu gekommen. Wo sehen Sie die größten Aufgaben auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens?
Bahlinger: Tatsächlich ist der Mangel an Fachkräften ein großes Hemmnis in der Weiterentwicklung des Unternehmens. Unser Anspruch, einen möglichst großen Teil der Wertschöpfungskette im eigenen Unternehmen und mit regionalen Partnern zu erwirtschaften, verstärkt diese Problematik zusätzlich. Mit einem erweiterten Angebot an Ausbildungsplätzen und Weiterbildungsmöglichkeiten streben wir an, diesen Effekt zu verringern.
Es ist davon auszugehen, dass auch die nächsten Monate von Problemen in den globalen Lieferketten geprägt sein werden, mit großen Unsicherheiten in der Beschaffung, der Logistik und bei den Energiekosten. Die Sicherstellung der Lieferfähigkeit erfordert daher zunehmend an Aufmerksamkeit. Dabei zeigt sich, dass wir in unserem Bestreben nach weiterem Ausbau unserer Fertigungstiefe und kurzen Wegen auf dem richtigen Weg sind. Die weitere Digitalisierung und Verschlankung von Prozessen sowie die permanente Weiter- und Neuentwicklung von Produkten und Lösungen für komplexe Herausforderungen im Betonbau gehören auch weiterhin zu unseren Hauptaufgaben.
bpz: Herr Bahlinger, Herr Lißner, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen.